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„Apis“ für klare Orientierung und Besonnenheit
15.02.2016

Stuttgart (idea) – Der württembergischen Gemeinschaftsverband „Die Apis“ hat dazu aufgerufen, die Debatte um die Rolle homosexueller Christen in der Gemeinde sachorientiert und „mit Besonnenheit“ zu führen. Zugleich distanziert er sich von Äußerungen des Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), der in Interviews für die Mitarbeit von Homosexuellen auch in evangelikalen Gemeinden plädiert hatte. Nach Ansicht des Vorsitzenden des Verbandes, Pfarrer Steffen Kern (Stuttgart), haben homosexuell empfindende Christen „selbstverständlich einen Raum in unserer Kirche und in unseren Gemeinden wie alle anderen Christen auch“. Der Verkündigungsdienst und die leitende Mitarbeit in seinem Verband seien Christen, die einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebten, jedoch nicht möglich, da dem grundlegende biblische Aussagen entgegenstünden, heißt es in einer am 15. Februar veröffentlichten Stellungnahme an die Mitarbeiter und Freunde des Verbandes.
Wo „die Apis“ mit Diener übereinstimmen
Nach der Bibel sei die Ehe zwischen Mann und Frau „in besonderer Weise gesegnet“. Der Trausegen könne deshalb nicht auf eine andere Lebensform übertragen werden. Hier sei man sich mit Diener einig, der gesagt habe: „Ich vermag aus der Heiligen Schrift nicht herauszulesen, dass es einen Auftrag an die Kirche zur Segnung homosexueller Beziehungen und deren Gleichstellung mit der Ehe von Mann und Frau gäbe.“ Für „die Apis“ ist laut Kern eine Mitarbeit von Christen, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben, deshalb im Verkündigungsdienst und in leitender Verantwortung nicht möglich, weil „Leben und Lehre zueinander gehören und einander entsprechen sollen“. Dabei wisse man, „dass auch verantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in gleicher Weise Fehler machen und auf Vergebung angewiesen sind, wie alle anderen Christen auch“.
Verletzende Äußerungen in öffentlicher Debatte
Nach Kerns Worten haben die Äußerungen Dieners für „dicke Schlagzeilen und Verunsicherung in der eigenen Bewegung“ gesorgt. Die öffentliche Debatte darüber werde „weder den Sachfragen noch den beteiligten Hauptpersonen und schon gar nicht den Menschen gerecht wird, die jeweils betroffen sind“. Es gebe „verleumderische und persönlich verletzende Äußerungen in den sozialen Netzwerken, verschiedenste Stellungnahmen pro und kontra, teils behutsam, teils bis hin zu gegenseitigen Verwerfungen“. In den Medien würden Evangelikale „einmal mehr mit den Schlagworten ‚Spaltung, Streit und Homophobie’ verbunden – wahrlich nicht das, was das christliche Zeugnis kennzeichnen sollte“. Dadurch gehe missionarische Kraft und „Vertrauen unter Geschwistern“ verloren.
Gegen eine neue Bekenntnissynode
Vor dem Hintergrund eines Offenen Briefes, in dem der Evangelist Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel) Diener widersprochen hatte, bedauert Kern, dass die Debatte meist verkürzt werde „auf eine Kontroverse ‚Diener–Parzany’“. Dabei gehe es nicht darum, sich auf eine Seite zu schlagen, sondern vielmehr um die Frage, „was uns leitet und wie wir miteinander umgehen“. Bei aller Kritik an „einigen Zuspitzungen“ Dieners, die mehr irritierten als klärten, halte man „Aufrufe zur Bildung einer neuen Bekenntnissynode, wie sie gelegentlich laut werden, theologisch, geistlich und kirchenpolitisch für gänzlich unangemessen“. Kern: „Was wir dringend brauchen, ist eine klare Orientierung in den aufgeworfenen Fragen und eine Besonnenheit in der Debatte.“
Die Bibel als Gottes Wort achten
Zum Umgang mit der Bibel schreibt Kern, man achte sie als Gottes Wort. Sie sei „Regel und Richtschnur für unsere Lehre und für unser Leben“. Im Ringen um das rechte Verständnis der Schrift wollten „Die Apis“ Unterschiede aushalten, „die es nicht nur in unserer Kirche, sondern auch innerhalb des Pietismus immer gegeben hat und bis heute gibt“. Man sei sich der Begrenztheit der eigenen Erkenntnis bewusst.
Das Thema Sexualität nicht überbewerten
Kern räumt ein, dass Ehe und Sexualität in der Bibel „längst nicht die einseitige Aufmerksamkeit“ erfahren, „wie dies in unserer weltlichen, aber auch der christlichen Medienkultur häufig der Fall ist“. Jesus habe mindestens so häufig und eindringlich über Themen wie Geiz und Neid, Macht und Dienst, Armut und Reichtum, Gewalt und Frieden, Gerechtigkeit und Erbarmen gesprochen. „Darüber legen wir allzu oft den Mantel des Schweigens, während wir unangemessen einseitig die Fragen der Sexualität thematisieren. Gleichwohl sind diese keineswegs belanglos.“ Zur Ehe schreibt Kern, sie sei eine „Schöpfungsgabe Gottes“ und „die Polarität der Geschlechter elementarer Bestandteil der Schöpfung“.
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