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Glaube

„Alle Christen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, ecken an“

27.05.2020

Der Theologe Prof. Peter Zimmerling. Foto: Universität Leipzig
Der Theologe Prof. Peter Zimmerling. Foto: Universität Leipzig

Wetzlar (idea) – Alle Christen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, ecken an. Das ist ein Markenzeichen seines Wirkens. Diese Ansicht vertritt der Theologe Prof. Peter Zimmerling (Leipzig) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Ihm zufolge wirkt der Heilige Geist auch in einem Streit, in dem theologische Positionen ausgetragen werden. Derzeit sei jedoch eher zu beobachten, dass man Positionen nebeneinanderstehen lasse, ohne sie zu diskutieren. Anstatt Konflikte unter den Teppich zu kehren, wäre es jedoch besser, sie auszutragen, betonte Zimmerling. Ihm zufolge lässt sich in der akademischen Theologie eine „Geistvergessenheit“ beobachten. Nach seiner Auffassung lebe die wissenschaftliche Theologie an den Universitäten von der Gemeinde. Die deutsche evangelische Theologie berücksichtige das allerdings nicht immer genügend: „Dadurch wirkt sie oft so abgehoben, in ihrer Sprache schwer zugänglich und irgendwie ermüdend, weil sie die Verbindung zum gelebten Glauben verloren hat.“

Ohne den Heiligen Geist wäre das Christsein tot

Nach den Worten Zimmerlings ist der Heilige Geist dafür verantwortlich, dass es lebendige Gemeinden und geistliches Leben gibt. Ohne ihn wäre das Christsein „leblos, erstarrt, eigentlich tot“. Er gebe Inspiration und den Mut, dass man das verwirkliche, was man als richtig erkannt habe. Er sei „das Unruheelement im Glauben“ und helfe neue Erkenntnisse zu gewinnen und neue Erfahrungen zu machen. Kirche und Gemeinschaft der Heiligen bildeten den Rahmen, in dem der Heilige Geist erlebt werden könne.

Was man von charismatischen Bewegungen lernen kann

Zimmerling äußerte sich auch zu den charismatischen Bewegungen. Von ihnen könne man sich den Schwung und die Überzeugungskraft abschauen. Die Art und Weise, wie sie den Glauben lebten, sei ansteckend. Zwar gingen sie anderen mit ihrer Unbedingtheit auch „auf die Nerven”. Aber in einer „geistlich recht abgekühlten Kirche“ sei dieses Gegenprogramm wichtig. Zimmerling: „Wenn es in der Kirche nur Charismatiker gäbe, würde ich dafür plädieren, etwas nüchterner zu werden, aber das ist nicht unsere Gefahr.“ Zur Frage, welche Risiken und Nebenwirkungen es bei Charismatikern gebe, sagte Zimmerling, er beobachte „eine Tendenz zum Triumphalismus“. Für manche Charismatiker sei eine Krankheit nur ein Zwischenfall, der möglich schnell durch Heilungsgebet überwunden werden solle. Das halte er für falsch. Jesus Christus selbst habe am Kreuz durch das Leiden hindurchgehen müssen und habe dort keine Wunder getan, obwohl seine Zuschauer dies gefordert hätten. Zimmerling ist Herausgeber des in drei Bänden (Geschichte, Theologie, Praxis) erschienenen Handbuchs „Evangelische Spiritualität“ (Vandenhoeck & Ruprecht).Lesen Sie auch das ausführliche Interview mit dem Theologen Prof. Peter Zimmerling.

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