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Gesellschaft

9-facher Vater: Krise zeigt geringen Stellenwert der Familie

08.03.2021

Familie Grauer. Foto: Immanuel Grauer
Familie Grauer. Foto: Immanuel Grauer

Karlsruhe (IDEA) – Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die klassische Familie massiv an Wertschätzung eingebüßt hat. Das sagte der Pastor der evangelischen Gemeinde „per.Du“ in Karlsruhe-Durlach, Immanuel Grauer, der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Er ist neunfacher Familienvater.

Krisen offenbarten immer, wo Schwachstellen einer Gesellschaft zu finden seien, die man normalerweise lange nicht wahrnehme: „Dank der Corona-Krise wissen nun alle, dass die Familie nur insofern zählt, als sie sich dem Diktat der Wirtschaft unterordnet.“

Eltern, die das Wohl ihres Kindes nicht der eigenen Karriere vorzögen, würden mittlerweile stark benachteiligt. Das zeige sich unter anderem daran, dass Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuten, finanziell deutlich weniger unterstützt würden. Wer dagegen sein Kind in eine Kindertagesstätte gebe, werde großzügig gefördert.

Familien, insbesondere Großfamilien, falle es außerdem schwerer, eine Wohnung zu finden als Alleinstehenden. Kinder würden häufig als Störfaktor angesehen. „Das hat langfristig Folgen für die Gesellschaft.“ Die Familie sei die „Keimzelle“ des Staates. In ihr würden zukünftige Bürger erzogen und könnten in einem besonderen „Schutzraum“ heranreifen.

So wichtig Unternehmen auch seien, Familien verdienten noch mehr Unterstützung. Wenn diese Institution angegriffen werde, sei der Werteverfall, den er als Pastor wahrnehme, unausweichlich. Christliche Wertvorstellungen prägten die Gesellschaft schon seit längerem nicht mehr. „Wir Christen leben schon fast wie in einer Art Subkultur, wenn wir uns an Gottes Wort ausrichten.“

Keine Experimente mit dem Wohl der Kinder

Die frühzeitige Fremdbetreuung kleiner Kinder, die heute zur Regel werde, erinnere ihn auf fatale Weise an die DDR. „Wir sollten nicht dieselben Experimente wiederholen, die dort offensichtlich gescheitert sind.“ Wenn Kinder und Eltern kaum noch Zeit miteinander verbrächten, werde die Heranbildung gesunder Persönlichkeiten verhindert.

Grauers Kinder sind zwischen einem Jahr und 19 Jahren alt. Fünf sind im schulpflichtigen Alter, eines geht normalerweise in den Kindergarten. „Der Lockdown hat uns teilweise an die Grenzen unserer Belastbarkeit gebracht. Das gilt besonders für meine Frau.“

Mütter mit kleinen Kindern hätten es ohnehin am schwersten. Die fünf Schulkinder benötigten eigentlich jeweils einen eigenen Laptop. Grauer: „Welche Familie kann sich das schon leisten?“ Die Geräte, die die Schule zur Verfügung gestellt habe, seien schnell vergriffen gewesen. „Jetzt müssen die anderen Kinder mit ihren Handys arbeiten.“

Gemeindearbeit ohne Begegnung

Grauer und seine Mitarbeiter standen vor der Pandemie in regem Kontakt mit vielen Menschen, die nicht zur Gemeinde gehören. Diese Aktivitäten seien fast vollständig zum Erliegen gekommen. „Wir haben keine Möglichkeit mehr, die Liebe Gottes in unserem Umfeld weiterzugeben.“

Er nehme innerhalb und außerhalb seiner Gemeinde eine zunehmende „Beziehungsverarmung“ wahr. Es sei bedenklich, dass man sich teilweise nicht einmal mehr traue, mit seinem Nachbarn am Zaun zu sprechen.

„per.Du“ gehört zu den größeren Gemeinden innerhalb des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes AB. Sie hat etwa 300 Besucher und erreicht wöchentlich rund 500 Personen.

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