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Weltweite Evangelische Allianz kritisiert Israels Annexionspläne

04.07.2020

WEA-Generalsekretär Bischof Efraim Tendero. Foto: idea/Wolfgang Köbke
WEA-Generalsekretär Bischof Efraim Tendero. Foto: idea/Wolfgang Köbke

Deerfield (idea) – Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA/Deerfield/US-Bundesstaat Illinois) hat sich gegen Israels Annexionspläne im Westjordanland ausgesprochen. Das Gebiet wurde 1967 im Sechstagekrieg von Israel erobert und steht seitdem unter israelischer Militärverwaltung. Teile des Landes werden aber inzwischen von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet. Etwa 83 Prozent der 2,4 Millionen Bewohner des Gebiets sind Palästinenser. 17 Prozent sind Juden in israelischen Siedlungen. Auf Grundlage des Nahost-Plans von US-Präsident Donald Trump will die israelische Regierung bis zu 30 Prozent des Westjordanlands annektieren. Wie es in einer Mitteilung der WEA heißt, erkennt sie zwar das Selbstbestimmungsrecht jeder Nation an sowie das Recht, sich gegen drohenden Schaden zu verteidigen, der nun geplante einseitige Schritt jedoch drohe „jede Hoffnung auf ein ausgehandeltes Friedensabkommen zwischen der israelischen Regierung und der Palästinensischen Autonomiebehörde zu beenden“. So gebe es keinen Zweifel daran, dass die vorgeschlagenen Pläne sowohl für Israelis als auch Palästinenser gleichermaßen schädlich seien. „Wir beten für Weisheit für alle Beteiligten und für ein erneutes Engagement für Verhandlungen, bei denen beide Seiten die Existenz und die Bedürfnisse beider Völker respektieren, Diskriminierung und Gewalt unterlassen und in gutem Glauben an Lösungen arbeiten, die dauerhaften Frieden bringen“, so WEA-Generalsekretär Bischof Efraim Tendero.

Kirche befürchten fatale Folgen für den Friedensprozess im Heiligen Land

Die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) der EKD hatte die israelische Regierung bereits Ende Mai aufgefordert, ihre Annexionspläne im Westjordanland auszusetzen. Auch der Bundestag sprach sich am 1. Juli auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion gegen die Pläne aus. So könne „eine solche einseitige Erklärung israelischer Souveränität“ das Ende der Zweistaatenlösung bedeuten „und damit erhebliche Auswirkungen auf den Friedensprozess des Nahen Ostens und die regionale Stabilität haben“. Ebenfalls mit Sorge blicken die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) auf die Ankündigung der israelischen Regierung. „Die Umsetzung der Pläne hätte fatale Folgen für die Perspektive des Friedensprozesses im Heiligen Land“, so der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister (Hannover). „Deshalb rufen wir die israelische Regierung auf, ihre Annexionspläne zu verwerfen. Das Ziel des Friedensprozesses muss eine gemeinsam verhandelte Zweistaatenlösung sein, die zu Frieden und Stabilität beiträgt.“

ICEJ: Ausdruck „Annexion“ ist eine Fehlbezeichnung

Der Deutsche Zweig der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) nannte den Begriff „Annexion“ in einer Stellungnahme auf seiner Webseite „genau genommen eine Fehlbezeichnung“. So habe Israel bereits einen legitimen historischen Anspruch auf Judäa und Samaria gehabt, bevor es 1967 in Besitz dieses Gebiets gekommen sei. „Dieses Recht auf Souveränität über das Land Israel – einschließlich der Gebiete, die heutzutage oft Westjordanland genannt werden – ist seitdem weder aufgehoben noch für ungültig erklärt worden“, so ICEJ-Präsident Jürgen Bühler (Stuttgart). „Faktisch ist Israels völkerrechtlicher Anspruch auf Judäa und Samaria heutzutage genauso gültig wie die Souveränitätsansprüche des Libanon, Syriens und des Irak auf ihre jeweiligen Länder, denn ihr Besitzanspruch entstammt demselben Ursprung.“

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