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„Wir erleben das digitale Priestertum aller Gläubigen“

02.04.2020

v. l.: Der Social-Media-Koordinator der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Karsten Kopjar, und der Projektleiter des Jugendevents „CHRISTIVAL22“, Chris Pahl. Fotos: idea/Markus Pletz
v. l.: Der Social-Media-Koordinator der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Karsten Kopjar, und der Projektleiter des Jugendevents „CHRISTIVAL22“, Chris Pahl. Fotos: idea/Markus Pletz

Wetzlar (idea) – Über Segen und Fluch digitaler Medien für Christen haben zwei Experten diskutiert. Der Koordinator für Soziale Medien der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Karsten Kopjar (Erfurt), und der Projektleiter des Jugendkongress „CHRISTIVAL22“, Chris Pahl (Leipzig), führten ein Streitgespräch, das von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) moderiert wurde.

Kopjar: In der digitalen Welt kann jeder andere beeinflussen

Kopjar zufolge erleben wir derzeit „das digitale Priestertum aller Gläubigen“. Es gebe in der digitalen Welt „nicht den einen Chef, der sagt, wo es langgeht, sondern jeder kann Influencer sein und andere beeinflussen und begeistern“. Zwar gebe es schon seit den 1990er Jahren digitale kirchliche Angebote. Bis vor wenigen Wochen sei man jedoch von den meisten belächelt worden. In Zeiten der Corona-Krise erlebe die Online-Kirche Akzeptanz. Online und Offline wüchsen jetzt zusammen. Das Smartphone sei ein Tor zu Welt, das ohne viel Aufwand enorm viel Wissen eröffne, zum Beispiel Bibelkommentare und Predigten. Zudem biete das Internet missionarische Möglichkeiten. Man könne sich über große Entfernungen mit anderen austauschen und den eigenen Glauben nach außen tragen.

Pahl: Smartphone ist ein Zeitdieb und hält vom Gebet ab

Pahl widersprach Kopjars Äußerungen. Das Smartphone sei vor allem ein Zeitdieb, das Christen von Bibellesen und Gebet abhalte. Sowohl das Wahrnehmen von Gottes Präsenz als auch die Beziehungen zu anderen Menschen seien durch Soziale Medien bedroht. Zwar führe eine totale Abstinenz von Nachrichten zu Weltfremdheit. Dennoch plädiere er dafür, von Zeit zu Zeit ein Nachrichtenfasten einzulegen: „Wir sollten im Laufe eines Tages und im Urlaub vielleicht sogar für mehrere Tage Phasen einlegen, in denen wir auf Nachrichten – seien es nun gute oder schlechte – verzichten.“ Jesus Christus würde heute digitale Medien nutzen. Allerdings würde er sie zwischendurch auch mal weglegen, um allein mit Gott zu sein.

Das Internet kann reale Beziehungen nicht ersetzen

Laut Pahl befindet sich die Kirche durch den Coronavirus derzeit in einem „großen Feldversuch“. Überall entstünden Livestream-Gottesdienste und Whatsapp-Gebetsgruppen. Dadurch werde digitale Gemeinschaft lebbar. Das Internet könne bereits bestehende Beziehungen vertiefen, es könne reale Beziehungen jedoch nicht ersetzen. Kopjar und Pahl veröffentlichten zusammen das Buch „Selig sind die Handynutzer. Wie Medien den Glauben rauben – wie Medien den Glauben stärken“ (Brunnen Verlag/Gießen).Hier lesen Sie das ausführliche Streitgespräch mit Karsten Kopjar und Chris Pahl.

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