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Künftiger Militärbischof ist ein Mann „mit Brüchen in seiner Biografie“

26.03.2020

Der künftige Militärbischof, Bernhard Felmberg. Foto: picture-alliance/dpa
Der künftige Militärbischof, Bernhard Felmberg. Foto: picture-alliance/dpa

Hannover/Berlin (idea) – Im Amt des Evangelischen Militärbischofs kommt es zu einem Wechsel: Der Theologe Bernhard Felmberg, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, soll zum 1. Oktober Nachfolger von Sigurd Rink (59) werden, der seit August 2014 amtiert. Rat und Kirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben den 54-jährigen Felmberg im Einvernehmen mit der Bundesregierung zum Bischof für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr ernannt. Die Berufung erfolgt zunächst für sechs Jahre. Bernhard Felmberg ist ein deutscher evangelischer Theologe und war von 2009 bis 2013 als Prälat Bevollmächtigter der Evangelischen Kirche in Deutschland bei Bundestag, Bundesregierung und Europäischer Union. 2013 leitete die EKD ein disziplinarisches Ermittlungsverfahren gegen ihn ein. Dabei ging es um „Fragen der Lebensführung“. „Bild“ hatte damals berichtet, dass Felmberg, der von seiner Frau getrennt lebte, Liebesbeziehungen zu mindestens zwei Mitarbeiterinnen in der Spitze der EKD unterhalten haben soll. Felmberg wurde in den Wartestand versetzt und das Disziplinarverfahren eingestellt. Seit 2014 ist er im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung tätig.

Bedford-Strohm: Felmberg hat reiche theologische Leitungserfahrung

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), erklärte zu der Berufung, mit Felmberg habe man für das Amt des Militärbischofs einen Mann gewinnen können, „der in der Spur der friedensethischen Äußerungen der EKD bleibt, biblisch begründete Positionen vertritt und zudem reiche theologische Leitungserfahrung mitbringt“. Die Entscheidung für Felmberg habe man in dem Bewusstsein darüber getroffen, „dass es auch Brüche in seiner Biografie gegeben hat“. Felmberg sagte laut EKD-Mitteilung zu der Berufung, er verstehe sein Amt als Dienst an Soldaten und ihren Familien, „die ethisch und situativ höchste Verantwortung tragen“. Er wolle zuerst seelsorgerlich wirken und gleichzeitig den größer werdenden Anforderungen an die Seelsorge gerecht werden. Felmberg kündigte an, die Positionen der evangelischen Friedensethik in die Gesellschaft einzubringen: „Wir wollen unseren Teil zum gerechten Frieden beitragen.“

Rink: „Ich bin gerne an der Seite der Soldatinnen und Soldaten gewesen“

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm dankte Rink für seine intensive Arbeit in der Seelsorge und zeigte sich erfreut, dass dieser nach seinem „turnusgemäßen Ausscheiden eine interessante Aufgabe“ im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung übernehmen werde. Ein EKD-Sprecher teilte auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit, dass Rink ab 15. Juli die Büroleitung des Präsidialbereichs Diakonie Deutschland wahrnehmen werde. „Herr Dr. Rink hat seine Amtsperiode voll ausgefüllt. Die Evangelische Kirche in Deutschland ist sehr dankbar für sein segensreiches Wirken“, so der Sprecher. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie erklärte: „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Rink.“ Er bringe neben seiner reichen beruflichen und theologischen Expertise auch einschlägige diakonische Erfahrungen aus seinem Dienst als Propst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit. Dieses Amt hatte Rink von 2002 bis 2014 inne. Im Blick auf seine Amtszeit als Militärbischof sagte er auf idea-Anfrage, die Seelsorge in der Bundeswehr sei eine höchst herausfordernde Aufgabe, die er gerne ausgeführt habe. „In den jetzt zwölf Auslandseinsätzen, an den Standorten der Streitkräfte in Deutschland wie im Ausland bin ich gerne an der Seite der Soldatinnen und Soldaten gewesen.“

„Fragwürdige Personalie“

Der Journalist Wolfgang Thielmann äußert sich in einem Beitrag von „Zeit Online“ unter der Überschrift „Fragwürdige Personalie“ kritisch zu der Entscheidung. Vor dem Hintergrund der disziplinarischen Ermittlungen, in deren Zuge Felmberg 2013 sein Amt verlor, fragt er: „Ist es klug, ihn an die Spitze der Kirche zu berufen? Kann er ein guter evangelischer Seelsorger der mehr als 260.000 Bundeswehrangehörigen werden? Bei ihnen stehen Beziehungsprobleme wegen der oft langen Abwesenheiten an vorderster Stelle ihrer persönlichen Fragen. Was kann er ihnen antworten?“

Die Grundlage der Militärseelsorge

Die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr erfolgt auf der Grundlage des 1957 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der EKD geschlossenen Militärseelsorgevertrages. Demnach wird die Seelsorge unter der Aufsicht der Kirche ausgeübt. Der Staat sorgt für den organisatorischen Aufbau und trägt die Kosten. Mit Felmberg wird das Amt zum zweiten Mal hauptamtlich ausgeübt. Die bisherigen evangelischen Militärbischöfe waren Hermann Kunst (Amtszeit 1956–1972), Sigo Lehming (1972–1985), Heinz-Georg Binder (1985–1994), Hartmut Löwe (1994–2003), Peter Krug (2003–2008), Martin Dutzmann (2008–2014) und seither Rink.

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