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Menschenrechte

Jahrestag des Anschlags in Halle: Kirchenleiter rufen zum Gebet

09.10.2020

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gedenkt der Opfer des Attentats in Halle. Foto: picture-alliance/dpa/dpa-Zentralbild|Hendrik Schmidt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gedenkt der Opfer des Attentats in Halle. Foto: picture-alliance/dpa/dpa-Zentralbild|Hendrik Schmidt

Halle an der Saale (idea) – Mit Glockengeläut, einer Gedenkveranstaltung und Gebeten wird an den ersten Jahrestag des Attentats in Halle an der Saale erinnert. Am 9. Oktober 2019 hatte der Attentäter Stephan B. im Kampfanzug vergeblich versucht, in die jüdische Synagoge im Paulusviertel der Stadt einzudringen. Anschließend erschoss er zwei Passanten und verletzte zwei weitere. Dem Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer (Magdeburg), zufolge ist die Wunde, die mit dem Mord, der Verletzung und den Traumatisierungen einhergehe, noch immer zu spüren. „Halle steht wie Hanau, wie Kassel für die neuen Gewalttaten von Tätern, die geistig in einer Welt leben, die nur Gewalt, Frauenverachtung, Hass gegenüber dem Islam und dem Judentum kennt“, so der Landesbischof. Man werde die Glocken in der Stadt läuten und lade dazu ein, „mit zu beten für die Opfer dieser Gewalttat“.

EKD-Ratsvorsitzender: Antisemitismus ist Sünde wider Gott

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), warnte vor einer Entwicklung, bei der „Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit bis hinein in unsere demokratischen Institutionen“ hierzulande wieder hoffähig würden.Für Christen jedoch sei Antisemitismus eine Sünde wider Gott. „In Synagogen, Moscheen und Kirchen kommen Menschen zusammen, um zu beten und Gott zu begegnen“, so der Ratsvorsitzende. Sie zu schützen sei nicht allein Pflicht der Christen, sondern eine Verantwortung aller. Der Antisemitismusbeauftragte der EKD, Christian Staffa (Berlin), erklärte, gerade jetzt in der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Verschwörungsmythen werde die Präsenz judenfeindlicher Haltungen „dramatisch sichtbar“. Polizeiliche Maßnahmen reichten bei weitem nicht aus, um antisemitischen Haltungen und Handlungen etwas entgegenzusetzen. Staffa: „Hier sehen wir uns bleibend und verstärkt in der Verantwortung, die Christ*innen in unserem Land nicht nur gegen Antisemitismus zu immunisieren, sondern sie zu ‚Beauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus‘ nach innen und außen zu machen.“

Gedenkveranstaltung mit Steinmeier, Haseloff und Schuster

Als Zeichen der Solidarität und freundschaftlichen Verbundenheit werden Kramer, der katholische Bischof des Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, und der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Christoph Stolte, am Abend die jüdischen Glaubensgeschwister in der Synagoge besuchen. Zu einer zentralen Gedenkveranstaltung in der Ulrichskirche werden unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sowie der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster (Würzburg), erwartet. Der Prozess gegen Stephan B. läuft seit Juli vor dem Oberlandesgericht Naumburg. Ein Urteil wird im Dezember erwartet.

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