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Erdogans Machtdemonstration tritt „die Werte Europas mit Füßen“

12.07.2020

Der Bundesvorsitzende des EAK, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel. Foto: Tobias Koch
Der Bundesvorsitzende des EAK, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel. Foto: Tobias Koch

Berlin (idea) – Der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU/CSU hat scharfe Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geübt. Dessen Entscheidung, die Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee umzuwandeln, sei „eine Machtdemonstration, die die Werte Europas mit Füßen tritt“. Sie blockiere zugleich die Bemühungen um einen förderlichen und friedlichen Dialog der Weltreligionen, erklärte der Bundesvorsitzende des EAK, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel (Düren), auf der Internetseite des Arbeitskreises. Die Hagia Sophia war im 6. Jahrhundert als Kirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz erbaut worden. Nach der Eroberung Konstantinopels durch Truppen des Osmanischen Reiches diente sie ab 1453 als Moschee. 1934 wurde sie in ein Museum umgewidmet. Laut Rachel hat die Hagia Sophia eine tiefgreifende historische Bedeutung sowohl für das Christentum als auch für den Islam. Sie gehöre zum UNESCO-Weltkulturerbe und sei ein bauliches Wunderwerk von großer Bedeutung für die Sakralkunst. Rachel: „Die Integrität dieses architektonisch, religiös und historisch herausragenden Gebäudes als Symbol für Toleranz und Vielfalt muss erhalten bleiben.“

Rachel: Hagia Sophia darf nicht ein Objekt der Ausgrenzung werden

Die Hagia Sophia dürfe nicht ein Objekt der Spaltung und Ausgrenzung werden. „Im Falle einer Statusänderung sollte sie als Ort der Begegnung und des Austausches zwischen beiden Religionen dienen“, so Rachel. Mit Sorge sehe er die Einschränkung der Religionsfreiheit in der Türkei. Er erinnerte an „die willkürliche Schließung der christlich-orthodoxen Hochschule in Chalki. Das ist nicht akzeptabel.“ Die Hochschule ist seit 1971 geschlossen. Wiederholt wurde erfolglos ihre Wiedereröffnung gefordert. Die am 10. Juli vom Obersten Verwaltungsgericht der Türkei bekanntgegebene Entscheidung, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln, ist international in Kirchen und Politik auf Kritik gestoßen. So sprachen führende Repräsentanten Griechenlands von einer „Provokation“. Unter anderen bedauerten auch die Regierungen Russlands, der USA und Frankreichs den Beschluss. Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), forderte eine Rücknahme der Entscheidung.

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