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Menschenrechte

EKD-Ratsvorsitzender „zornig“ über Angriff auf Rabbiner

13.07.2020

Als mögliche Motivation der Täter vermutet die Polizei, dass der Rabbiner eine Kippa trug. Foto: picture-alliance/dpa
Als mögliche Motivation der Täter vermutet die Polizei, dass der Rabbiner eine Kippa trug. Foto: picture-alliance/dpa

München (idea) – Der EKD-Ratsvorsitzende, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford Strohm (München), hat den Übergriff auf einen jüdischen Geistlichen in der Münchner Altstadt verurteilt. Es mache ihn „traurig und zornig“, dass ein Rabbiner verfolgt und beleidigt wurde und niemand eingegriffen habe, schrieb Bedford-Strohm am 12. Juli auf seiner Facebook-Seite. „Ich rufe uns alle auf, nicht widerspruchslos hinzunehmen, wenn Menschen in Deutschland Opfer antisemitischer Übergriffe werden. Nie und nimmer dürfen wir uns an so etwas gewöhnen!“ Am Abend des 9. Juli war der Notruf eines Rabbiners der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern bei der Polizei eingegangen. Er gab an, dass er nach dem Aussteigen aus der Straßenbahn von vier arabisch-südländisch aussehenden Männern verfolgt worden sei. Sie hätten ihn beschimpft und sich abfällig über den Staat Israel geäußert. Als mögliche Motivation der Täter vermutet die Polizei, dass der Rabbiner eine Kippa trug. Einzelheiten zum genauen Wortlaut der Beschimpfungen machte die Polizei nicht. Es handele sich dabei um Täterwissen, teilte ein Polizeisprecher auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit. Nach den Unbekannten werde weiter gefahndet. Die Ermittlungen führt das Kommissariat für politisch motivierte Kriminalität.

Mehr Straftaten gegen Juden

Der Angriff auf den Rabbiner wurde deutschlandweit scharf kritisiert. Der bayerische Antisemitismus-Beauftragte Ludwig Spaenle (CSU) nannte antisemitische Attacken auch einen Übergriff auf die bundesdeutsche Gesellschaft. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch (München), befürchtet, dass die Unsicherheit unter den Gemeindemitgliedern nicht geringer werde. Der jüngste Vorfall zeige, dass Extremismus und Judenhass auch in der bayerischen Landeshauptstadt zunähmen. Tatsächlich ist die Zahl von Straftaten gegen Juden in Bayern gestiegen. Laut dem Antisemitismus-Beauftragten im Freistaat gab es dort 2019 mehr als 300 antisemitisch motivierte Straftaten. Das ist ein Anstieg um rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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