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Corona-Krise hat in der Kirche einen Digitalisierungsschub ausgelöst

16.06.2020

Gefragt seien vor allem Angebote auf YouTube, Facebook und Instagram. Foto: pixabay.com
Gefragt seien vor allem Angebote auf YouTube, Facebook und Instagram. Foto: pixabay.com

Hannover (idea) – Die Corona-Krise hat in den evangelischen Landeskirchen einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Es hat einen Nachfrage-Boom nach digitalen Verkündigungsformaten gegeben. Das ist das Ergebnis der EKD-Studie „Digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise“, die bei einer digitalen Pressekonferenz des EKD-Kirchenamtes am 16. Juni in Hannover vorgestellt wurde. Für die Studie wurden 897 Kirchengemeinden in vier Landeskirchen (Nordkirche, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und Evangelische Landeskirche in Württemberg) befragt. Dabei gaben 729 Befragte (81 Prozent) der Befragten an, während der Corona-Krise digitale Verkündigungsformate angeboten zu haben; bei 168 (19 Prozent) war dies nicht der Fall. Die Reichweite der beteiligten Gemeinden habe sich durch die digitalen Angebote deutlich gesteigert. Die durchschnittliche Anzahl an sonntäglichen Gottesdienstbesuchern sei um 287 Prozent gestiegen. Gefragt seien vor allem Angebote auf YouTube, Facebook und Instagram. 72 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die digitalen Formate auch nach der Ausgangssperre fortführen wollten. Die Digitalität fördere das Priestertum aller Gläubigen, so die Studie.

Bedford-Strohm: Die Kirchen haben beherzt reagiert

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), erklärte, die evangelischen Kirchen hätten „beherzt und schnell“ auf die neue Situation reagiert: „Es kann keine Rede davon sein, dass die Kirche sich weggeduckt hat.“ Durch die digitalen Angebote habe man Menschen erreicht, die sonst wenig mit der Kirche zu tun hätten. Es seien viele neue Formate entstanden. Digitale Angebote könnten persönliche Begegnungen jedoch nicht ersetzen. Er rechne mit „hybriden Formaten“, bei denen sowohl die Teilnahme in der Kirche als auch die digitale Teilnahme möglich ist. Zudem könne man normale Gottesdienste durch interaktive Elemente ergänzen. Er freue sich, wieder vor Ort mit anderen Menschen Gottesdienst zu feiern. Bedford-Strohm: „Der Heilige Geist kann Menschen auch über Abstände und Gesichtsmasken verbinden.“

Seelsorge in Altenheimen: „Es war eine richtig schlimme Dilemma-Situation“

Bedford-Strohm verteidigte den Kurs der Kirchen während der Corona-Krise. Es sei richtig gewesen, auf die virologischen Erkenntnisse zu hören sowie die von Bund und Ländern beschlossenen Einschränkungen für Gottesdienste mitzutragen. Ziel sei es gewesen, das Schlimmste zu verhindern. Die Kirchen hätten sich auch beim Thema Seelsorge in Krankenhäusern und Altenheimen engagiert. Er selbst habe sich dafür Lockerungen gewünscht. Probleme habe es jedoch bei der Beschaffung von Schutzkleidung für Seelsorger gegeben. Man habe befürchtet, dass durch zusätzliche Besuche Menschen ihr Leben verlieren. Bedford-Strohm: „Es war eine richtig schlimme Dilemma-Situation.“

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