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Corona-Infektionen: Frankfurter Gemeinde veröffentlicht Erklärung

25.05.2020

Die Gemeinde hatte auf die Mund-Nasen-Schutzbedeckungen verzichtet. Symbolfoto: picture-alliance/Markus Scholz/dpa
Die Gemeinde hatte auf die Mund-Nasen-Schutzbedeckungen verzichtet. Symbolfoto: picture-alliance/Markus Scholz/dpa

Frankfurt am Main (idea) – Nach einem Gottesdienst der russlanddeutschen freikirchlichen Gemeinde „Evangeliums-Christen-Baptisten“ in Frankfurt-Rödelheim haben sich am 10. Mai zahlreiche Menschen mit dem Coronavirus infiziert. In der Folge hätten sich 107 Personen angesteckt, teilte der hessische Sozialminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) am 24. Mai in Wiesbaden mit. Die Gemeinde reagierte in einer am 25. Mai veröffentlichen Erklärung „bestürzt und traurig“ über die ausgelöste Infektionswelle. Zugleich räumte sie ein, dass es im Nachhinein betrachtet „für uns angebracht gewesen wäre, beim Gottesdienst Mund-Nasen-Schutzbedeckungen zu tragen und auf den gemeinsamen Gesang zu verzichten“. Andere Schutzbestimmungen habe man berücksichtigt: „Bei der Versammlung wurden separate und kontrollierte Ein- und Ausgänge genutzt. Ausreichende Desinfektionsmittel standen zur Verfügung und der Abstand von 1,5 Metern wurde eingehalten.“ Da es in der Gemeinde viele Familien mit fünf oder mehr Kindern gebe, nehme die Zahl der Ansteckungen zu Hause weiter zu. Insgesamt befinde sich die als Verein organisierte Gemeinde derzeit in einer schwierigen Situation.

Gemeindeleiter im kritischen Gesundheitszustand

Der Vereinsvorstand sei nur eingeschränkt reaktionsfähig, da der Vorsitzende Eugen Steiger sich im kritischen Zustand auf der Intensivstation im Krankenhaus liege und sein Stellvertreter, Wladimir Pritzkau, ebenfalls erkrankt sei. Ferner verweist die Gemeinde darauf, dass sich „viele Erkrankte auf einem guten Weg der Genesung befinden und einige bereits gesund geworden sind“. Man stehe in Austausch mit den Gesundheitsbehörden. Seit dem 10. Mai habe man alle Gottesdienste als Online-Veranstaltungen angeboten. Ausdrücklich bedankt sich die Gemeinde für alle Genesungswünsche und Ermutigungen.

Minister: Das Virus will sich verbreiten

Wie Sozialminister Klose weiter mitteilte, haben die Gesundheitsämter die Nachverfolgung der Kontaktpersonen aufgenommen. Klose: „Diese Situation zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle – gerade während der Lockerungen, die jetzt wieder möglich gemacht werden – wachsam bleiben und nicht leichtsinnig werden. Das Virus ist weiterhin da und will sich verbreiten.“ Der Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt, René Gottschalk, sagte, dass sich die meisten Betroffenen nicht im, sondern nach dem Gottesdienst zu Hause angesteckt hätten: „Die weitaus meisten sind nicht sonderlich krank. Nach unserem Kenntnisstand ist auch nur eine Person in einem Krankenhaus.“

„Corona“ kam im aktuellen Gottesdienst nicht vor

In dem nur tonübertragenen Online-Gottesdienst der Gemeinde am 24. Mai spielte das Thema keine Rolle. Das Wort „Corona“ fiel nicht. Ein Sprecher begrüßte die Gemeinde mit einem Bibelvers aus dem Johannesevangelium: „Euer Herz erschrecke nicht“ (Johannes 14,1). Er wies darauf hin, dass ihn persönlich dieser Vers „in mancher schwierigen Lage“ geholfen habe. Es gelte, weiter mit Freude durch das Leben zu gehen. Die Predigt ging der Frage nach, wie man glücklich sein könne. Bei den Bekanntmachungen wurde dazu aufgerufen, „für kranke Geschwister zu beten“. Besonders genannt wurde „Bruder Eugen“. Nach einem Chorlied las eine Frau eine Geschichte aus der Verfolgungszeit in der Sowjetunion vor. Christen seien in einer Nacht von Soldaten in Sibirien bei eisiger Kälte an den Rand einer Grube gestellt worden. Sie hätten sich ausziehen müssen und seien vor die Wahl gestellt worden, dem Glauben abzuschwören und dafür eine Decke und warmen Tee zu erhalten. Ein Mann habe das Angebot angenommen, dafür habe aber ein Soldat die Seiten gewechselt. Alle seien erschossen worden. Die Frau appellierte an die Zuhörer, in Zeiten der Bedrängnis um Kraft zu beten, „dass du das Ewige Leben nicht gegen Zucker und Tee eingetauscht“.

Baptistengemeinde im Tiergarten: Keine Kontakte

Unterdessen teilte die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Frankfurt „Am Tiergarten“ aufgrund zahlreicher Anfragen auf ihrer Internetseite mit, dass sie und auch der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) mit der Gemeinde in Rödelheim weder organisatorisch noch inhaltlich in Verbindung stehe. Der Titel „Baptisten“ sei eine Selbstbezeichnung aller Gemeindeströmungen, die eine Gläubigentaufe praktizierten. Weiter verzichte man in der Tiergarten-Gemeinde bewusst auf Präsenzgottesdienste: „Wir sehen es als unsere gesellschaftliche und christliche Pflicht an, bei der Eindämmung der Covid-19-Infektionen bestmöglich mitzuwirken.“

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