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Bischof Ulrich: Mit Kreuzverordnungen ist keine Politik zu machen

08.11.2018

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich, auf der Generalsynode in Würzburg. Foto: idea/Städter
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich, auf der Generalsynode in Würzburg. Foto: idea/Städter

Würzburg (idea) – Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), hat Christen dazu aufgerufen, ihre Stimme gegen rassistische, antisemitische, menschenverachtende und Nazi-Parolen zu erheben. Er äußerte sich auf der Tagung der Generalsynode, die am 8. November in Würzburg begonnen hat. Der Glaube widerstehe „Fake News“ (Falschmeldungen) aller Art, betonte Ulrich. Er sei getragen vom Nichtzweifeln an dem, was man noch nicht sehe: „die Fähigkeit des Menschen zur Güte und zur Gemeinschaft, zur Vergebung.“ Dieser Glaube drücke sich in unterschiedlichen Bekenntnissen der alten Kirche, der Reformationszeit oder der Barmer Theologischen Erklärung aus. Letztere sei heute nötig wie damals – „in einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint, in der Populisten, Menschenverachter, Diktatur-Liebhaber, Lügner und Narzissten sich anschicken, die Welt zu regieren“. Jede Stimme sei wichtig, die nicht in den Chor von Hass, Vorurteilen, Gewalt und Hetzparolen einstimme. Es sei ein Angriff auf den Rechtsstaat und auf die christlichen Wurzeln der Gesellschaft, wenn ein Politiker töne, in einem Rechtsstaat sei kein Platz für Barmherzigkeit. Mit absolutistischen Parolen, Kreuzverordnungen und anderen Ideen sei keine Politik zu machen. Damit spielte Ulrich an auf den Erlass der Bayerischen Landesregierung, dass in allen Landesbehörden seit dem 1. Juni im Empfangsbereich ein Kreuz hängen muss.

Dialog mit dem Islam: Wer den Kontakt sucht, macht sich angreifbar

Er ging auch auf den Dialog der VELKD mit dem Islam ein. Ein vertieftes Verständnis der anderen Religion und zugleich des eigenen Glaubens könne zu einer gelingenden Gemeinschaft und Vielfalt beitragen. Es sei auch deutlich geworden, „dass sich angreifbar macht, wer nach draußen geht und den Kontakt sucht“. So habe sich die Bischofskonferenz der VELKD im März in Nürnberg auch mit Muslimen in der Islamischen Gemeinde Nürnberg getroffen. Diese Gemeinde ist der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) zugeordnet und wird vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet. Ein Foto, auf der die Bischöfe und kirchenleitende Personen mit muslimischen Vertretern in der Moschee zu sehen sind, sei auf „breite Resonanz“ gestoßen: „Dieser Umstand und die Frage nach dem Umgang mit liturgischer Kleidung und Amtskreuzen bekam in manchen Medien ein deutlich größeres Gewicht als die eigentlichen inhaltlichen Fragen.“ Der Pressesprecher des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Markus Schäfert (München), hatte damals auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mitgeteilt, es gebe „hinreichende Anhaltspunkte, die den Extremismus innerhalb der Islamischen Gemeinde Nürnberg belegen, insbesondere die Tätigkeit des aktuellen Imams Abdullah al-Jalladi, der aufgrund seines Werdegangs mit hoher Wahrscheinlichkeit das extremistische Gedankengut der ,Islamischen Gemeinschaft in Deutschland‘ (IGD) verbreitet“.

Gleichgeschlechtliche Partnerschaften: Annäherung von Trauung und Segnung

Wie Ulrich weiter sagte, hat ihn das Thema „gleichgeschlechtliche Orientierung“ während der gesamten Amtszeit als Leitender Bischof der VELKD begleitet. Während in den Kirchen die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Ergebnis eines langsamen Diskussionsprozesses gewesen sei, habe die staatliche Regelung mit der völligen Gleichstellung den Prozess in den Kirchen überholt. Der Theologische Ausschuss der VELKD habe in gründlicher Arbeit die Gleichstellung und Möglichkeit der Segnung anerkannt. Die meisten Gliedkirchen der VELKD überprüften derzeit, wie ein entsprechender Weg aussehen könnte: „Dabei ist die Richtung einer Annäherung von Trauung und Segnung deutlich.“ Ob am Ende in den Agenden dasselbe Formular für gleich- und verschiedengeschlechtliche Trauungen festgelegt werde, sei eine Aufgabe der nahen Zukunft: „Auch wenn die kirchenleitenden und theologischen Voten eindeutig sind, bleiben wir auch für diejenigen Gemeindeglieder in den VELKD-Kirchen verantwortlich, die von ihrem Bibelverständnis her den Weg nicht mitgehen können.“

Synode wählt einen Nachfolger für Ulrich

Auf der Tagung wird am 9. November ein Nachfolger für den Leitenden Bischof Ulrich – er ist Landesbischof der Nordkirche und tritt im März 2019 in den Ruhestand – gewählt. Er hat das Amt seit 2011 inne. Seine Nachfolgerin in der Nordkirche wird die Regionalbischöfin im Propstsprengel Meiningen-Suhl in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt. Die VELKD-Tagung steht unter dem Schwerpunktthema „Sage nicht: Ich bin zu jung“ (Jeremia 1,7) – gemeinsam.ökumenisch.inspirierend“. Die VELKD wurde am 8. Juli 1948 in Eisenach gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von sieben Landeskirchen mit rund neun Millionen Mitgliedern.

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