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Menschenrechte

Minderjährige Christin entführt und zwangsverheiratet

28.05.2020

Die 14-jährige Maira Shahbaz. Foto: Kirche in Not
Die 14-jährige Maira Shahbaz. Foto: Kirche in Not

Faisalabad (idea) – In Pakistan ist eine minderjährige Christin entführt, zwangsverheiratet und genötigt worden, zum Islam überzutreten. Das berichtet das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (München). Zeugenaussagen zufolge zogen drei Männer die 14-jährige Katholikin Maira Shahbaz aus Faisalabad (Provinz Punjab) am 28. April auf offener Straße in ein Auto. Bei dem Haupttäter soll es sich nach Angaben des Anwalts der Shahbaz-Familie, Khalil Tahir Sandhu, um den Muslim Mohamad Nakash handeln. Dieser sei bereits verheiratet und habe zwei Kinder. Wie der Pressesprecher der katholischen Organisation, Tobias Lehner (München), auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, ist die christliche Familie bislang erfolglos gerichtlich gegen den mutmaßlichen Entführer vorgegangen. Dieser habe vor dem zuständigen Magistratsgericht in Faisalabad behauptet, dass das Mädchen bereits 19 Jahre alt sei. Obwohl die Familie anderslautende Urkunden, kirchliche Dokumente und Schulunterlagen vorlegte, urteilte der zuständige Richter zugunsten Nakashs. Sandhu will gegen das Urteil in Berufung gehen. Laut „Kirche in Not“ gehört die Familie Shahbaz zu den Ärmsten im Viertel. Die alleinerziehende Mutter verdiene den Lebensunterhalt mit Putzen. Maira habe die Schule früh verlassen müssen, weil sie das Schulgeld nicht mehr zahlen konnte.

Mit der Islamisierung des Landes hat auch die Zahl der Entführungen zugenommen

Die Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony (Lahore) erklärte gegenüber idea, dass das Schicksal Mairas kein Einzelfall sei. Die Islamisierung habe in den vergangenen 20 Jahren zugenommen und mit ihr auch die Zahl der Entführungen: „Allein im Jahr 2019 wurden rund 1.000 minderjährige Mädchen religiöser Minderheiten in Pakistan von Muslimen entführt, verheiratet und zwangskonvertiert.“ Nur selten gebe es Gerechtigkeit für die betroffenen Familien seitens der Behörden und Gerichte. Wenn jemand zum Islam übergetreten sei – egal ob freiwillig oder unter Zwang, – sei ein erneuter Glaubenswechsel illegal. Wenn ein Mädchen fliehe und zu ihrer Familie zurückkehre, werde es bedroht und müsse auch mit seiner Ermordung rechnen. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.

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