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Glaube

Sind Christen heute zu diesseitsorientiert?

23.06.2020

v. l.: Pfarrer und Evangelist Ulrich Parzany und der Netzwerkorganisator und Bildungsreferent bei Micha Deutschland e.V., Valère Schramm. Fotos: Martin Weinbrenner; Privat
v. l.: Pfarrer und Evangelist Ulrich Parzany und der Netzwerkorganisator und Bildungsreferent bei Micha Deutschland e.V., Valère Schramm. Fotos: Martin Weinbrenner; Privat

Wetzlar (idea) – In der Corona-Krise hat der Staat zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um Menschenleben zu schützen. Auch die Kirchen beteiligen sich an dieser Aufgabe und haben dazu vorübergehend Präsenzgottesdienste ausfallen lassen. Wenn in der Bibel von Rettung die Rede ist, geht es darum, Menschen vor der ewigen Verdammnis zu bewahren. Dieser Aspekt spielt heute auch unter Christen kaum noch eine Rolle. Sind sie zu diesseitsorientiert? Darauf antworten der Evangelist Ulrich Parzany (Kassel) und der Bildungsreferent der christlichen Initiative „Micha Deutschland“, Valère Schramm (Berlin), in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).

Pro: Menschen vor der ewigen Verdammnis retten

Parzany zufolge ist es die wichtigste Aufgabe der Christen und Kirchen, die Botschaft Jesu Christi bekanntzumachen, um Menschen aus dem Gericht Gottes und vor der ewigen Verdammnis zu retten. „Unser Leben ist noch nicht gerettet, wenn wir für einige Zeit vor dem biologischen Sterben bewahrt werden.“ Dass davon in dieser Zeit so wenig zu hören sei, verrate wohl, dass auch die Christen in der „abgeschlossenen Diesseitigkeit“ gefangen seien, wie der Philosoph Charles Taylor die heute herrschende Weltanschauung genannt habe. Parzany, der auch dem Netzwerk Bibel und Bekenntnis vorsteht: „Es ist Zeit, aus dieser Gefangenschaft auszubrechen. Jesus Christus, der Retter, ist da.“

Kontra: Christen sind auch beauftragt, biologisches Leben zu retten

Schramm wendet sich dagegen, Diesseits und Jenseits voneinander zu trennen. Dass beides verbunden gedacht werden müsse, zeige die Menschwerdung Gottes: „Das Göttliche wurde menschlich, das Jenseitige wurde ganz diesseitig in Christus.“ Jesus sehe den Menschen in all seinen Dimensionen und Lebensrealitäten und fordere die Christen auf, das Gleiche zu tun: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Johannes 20,21 b). Christen seien beauftragt, auch biologisch zu retten. Denn nicht zuletzt im Gleichnis vom Weltgericht (Matthäus 25) werde deutlich: Genau das sei Anbetung Jesu. „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Die Micha-Initiative engagiert sich gegen extreme Armut und für globale Gerechtigkeit. Der Name erinnert an die Mahnung des alttestamentlichen Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Recht tun und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Micha 6,8).

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