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Glaube

Prof. Gronemeyer: Wir werden zu „Diesseitskrüppeln“

27.10.2020

Viele Menschen glauben nicht mehr, dass nach dem Leben auf der Erde noch etwas anderes kommt. Foto: pixabay.com
Viele Menschen glauben nicht mehr, dass nach dem Leben auf der Erde noch etwas anderes kommt. Foto: pixabay.com

In etwa der Hälfte der evangelischen Landeskirchen gibt es Altersgrenzen für Ehrenämter. Danach kann, wer ein bestimmtes Lebensalter erreicht hat, nicht mehr in Kirchenvorstand oder Presbyterium gewählt werden oder muss mit dem Erreichen der Altersgrenzen aus dem Gremium ausscheiden. Sind solche Regelungen sinvoll?

Köln (idea) – Vor einer „kalten Herrschaft naturwissenschaftlicher Diesseitigkeit“ hat der Soziologe und evangelische Theologe Prof. Reimer Gronemeyer (Gießen) gewarnt. Nach seiner Ansicht ist die Frage nach Sinn aus der Universität verschwunden. „Es ist ein Ort radikaler Diesseitigkeit, radikaler Vorstellung der Berechenbarkeit und Planbarkeit des Lebens“, sagte Gronemeyer in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (Köln). Er neige dazu, „die Menschen, die dabei herauskommen, als Diesseitskrüppel zu bezeichnen, also als Menschen, die für sich und die Welt nichts anderes hoffen“. Der Theologe engagiert sich in der Hospizarbeit. Wie er dazu sagte, waren Sterbende – so die Erfahrung von Hospizleitern – vor 20 Jahren noch von der Vorstellung bestimmt, dass etwas über sie hinausweise. Heute überwiege die Zahl der Menschen, die der Diesseitigkeit vollkommen verfallen seien. Sie hätten einen „vollkommen abgeschotteten Glauben an die Naturwissenschaft als ihrer Religion, die ihnen keinerlei Hoffnung macht zu irgendwas“. Der Theologe zeigte sich zugleich beeindruckt von Christen in Afrika. So erlebe er vor allem im südlichen Afrika eine „ergreifende Frömmigkeit und Lebendigkeit“. Dies erinnere ihn an urkirchliche Zustände. Dort werde sichtbar, was die Urgemeinde ausgezeichnet habe. Jemand habe an die Tür klopfen können, und es sei immer eine Matratze, ein Stück Brot und eine Kerze für den Betreffenden da gewesen. Man habe gewusst, „der da klopft, das ist Jesus“, der Mensch gewordene Gott. Er glaube, so Gronemeyer, „dass diese kommende neue, alte Gemeinde davon leben wird“, Leidende zu trösten und Hungernde zu versorgen.

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