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Gesellschaft

Hagia Sophia: Stoff für islamfeindliche Populisten in Deutschland

24.07.2020

Die Hagia Sophia ist offiziell wieder eine Moschee. Foto: pixabay.com
Die Hagia Sophia ist offiziell wieder eine Moschee. Foto: pixabay.com

Düsseldorf (idea) – Die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan liefert „Stoff für islamfeindliche und nationalistische Populistinnen und Populisten auch bei uns“. Davon ist der für den Arbeitsbereich Christen und Muslime zuständige Kirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland, Rafael Nikodemus (Düsseldorf), überzeugt. Wie er in einem Interview auf der Internetseite seiner Kirche sagt, macht die Entscheidung Erdogans die Bemühungen der rheinischen Kirche um eine gute Nachbarschaft als Christen und Muslime in Deutschland „nicht leichter – aber umso dringlicher“. Die Polarisierung in der Türkei wirke sich auch auf das gesellschaftliche Leben in Deutschland aus: „Das ist Rückenwind für diejenigen, die sagen, ein friedliches Zusammenleben verschiedener Religionen könne nicht funktionieren.“ Nikodemus bedauert, dass sich die großen islamischen Verbände in Deutschland zu der Entscheidung Erdogans bisher nicht geäußert haben. Es gebe nur vereinzelt kritische Stimmen. Nikodemus weiter: „Wir werden deutlich unsere Kritik zum Ausdruck bringen und auch dazu auffordern, die negativen Auswirkungen dieser Entscheidung in Ankara zur Sprache zu bringen.“ Die orthodoxen und armenischen Christen hätten unter diesem Beschluss besonders zu leiden. Man werde sehr genau hinschauen, wie der türkische Präsident mit dieser Minderheit in seinem Land umgehe.

Erstes muslimisches Gebet seit 86 Jahren

In der Hagia Sophia in Istanbul hat am 24. Juli das erste muslimische Gebet seit 86 Jahren stattgefunden. Das Gebäude ist nun offiziell wieder eine Moschee. Hunderte Gäste nahmen zur Eröffnung an dem Freitagsgebet in dem Gebäude teil, Tausende befanden sich auf den Plätzen rund um die Hagia Sophia. Die Fresken und Mosaike aus christlich-byzantinischer Zeit wurden während des Gebets verhängt. Die im 6. Jahrhundert erbaute Hagia Sophia galt einst als die bedeutendste Kirche in der orthodoxen Welt. Sie war die Hauptkirche des byzantinischen Reichs. Nach der Eroberung Konstantinopels durch Truppen des Osmanischen Reiches diente sie ab 1453 als Moschee. Der türkische Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk machte aus ihr als Zeichen für einen säkularen Staat 1934 ein Museum. Diesen Beschluss hatte das türkische Oberste Verwaltungsgericht am 10. Juli aufgehoben. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Urteils ordnete Erdogan die Nutzung als Moschee an und übergab die Hagia Sophia an die Religionsbehörde Diyanet.

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