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Warum Bachs Passionsmusik auch heute Menschen erreicht

09.04.2020

Das Neue Bach-Denkmal in Leipzig. Foto: pixabay.com
Das Neue Bach-Denkmal in Leipzig. Foto: pixabay.com

Wetzlar (idea) – Die Passionsmusik des Komponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) erreicht auch heute noch viele Menschen mit dem Evangelium, weil in ihr Wort und Klang eine Einheit bilden. Diese Ansicht vertritt der katholische Theologe und Musikwissenschaftler Meinrad Walter (Freiburg) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). In seinen Werken „Johannes-Passion“ (1724) und „Matthäus-Passion“ (1727) präsentiere Bach „die Botschaft der Bibel sinnvoll und zugleich sinnlich“. In ihnen stecke „Leid und Leidenschaft und eine tiefe Theologie“. Diese werde so inszeniert, dass sie Verstand, Gefühle und Glauben anspreche. Bach habe so komponiert, dass man seine Werke auch ohne biblisches Wissen hören und genießen könne. Dann fehle allerdings der Zugang zum „biblischen Kern“ seiner Werke. „Wenn es etwa heißt: ,Aber Jesus schrie abermals laut und verschied‘ und sich dann der Choral als Stimme der Gemeinde anschließt ,Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir‘, kann ich das auf meinen Partner oder meine Kinder beziehen, aber der eigentliche Sinn geht noch tiefer: Es ist die Bitte, dass Christus in unserem Sterben gegenwärtig sein soll – ein komponiertes Gebet.“ Kenner der Bibel könnten in den Texten zusätzliche Geheimnisse entdecken, etwa Bezüge zu Geschichten aus dem Alten Testament.

Altertümliche Sprache nicht modernisieren

Weiter sagte der Musikwissenschaftler, er halte es nicht für sinnvoll, die altertümlich-barocke Sprache der Bach-Passionen zu modernisieren. Wenn man anfange, „an einem Kunstwerk herumzubasteln, bricht rasch alles zusammen“. Er halte es für sinnvoller, die heute schwer verständlichen Worte zu erklären, etwa in einem Programmheft oder in einer Einführung ins Werk. Walter nimmt in dem Interview auch Stellung zur Kritik des Theologen Karl Barth (1886–1968), dass in der Matthäus-Passion die Osterbotschaft fehle, weil sie mit dem Kreuzestod Jesu endet. Bachs Werk erinnere daran, „dass es zum Glauben gehört, den Karfreitag, das Leiden, den Tod und die Grabesstille auszuhalten – erst dann darf Ostern kommen“, so Walter.

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