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Frei-/Kirchen

Stadträte erheben Sektenvorwurf gegen freikirchliche Gemeinde

07.11.2019

Einmal im Monat lädt die „C3-Church Leipzig“ in diese ehemalige ehemalige Textilfabrik ein. In ihr sollen später einmal Klassenräume einer christlichen Schule entstehen. Foto: Freies Evangelisches Schulzentrum (FELS) Limbach-Oberfrohna
Einmal im Monat lädt die „C3-Church Leipzig“ in diese ehemalige ehemalige Textilfabrik ein. In ihr sollen später einmal Klassenräume einer christlichen Schule entstehen. Foto: Freies Evangelisches Schulzentrum (FELS) Limbach-Oberfrohna

Limbach-Oberfrohna (idea) – Sektenvorwürfe gegen eine freikirchliche Gemeinde sind bei einer Stadtratssitzung im sächsischen Limbach-Oberfrohna laut geworden. Zuerst hatte die Tageszeitung „Freie Presse“ darüber berichtet. Demnach beriet das Gremium am 4. November über 500.000 Euro Fördermittel, die für Notsicherungsmaßnahmen an der ehemaligen Artiseda-Textilfabrik eingesetzt werden sollen. Das Gebäude soll in gut drei Jahren für das Freie Evangelische Limbacher Schulzentrum FELS zur Verfügung stehen, das in diesem Jahr startete. Die besagte Summe war bereits von der Sächsischen Aufbaubank bewilligt worden, so dass die Stadt selbst keinen kommunalen Eigenanteil einbringen muss. Der Tageszeitung zufolge warnte die Stadträtin Iris Raether-Lordieck (SPD) in der Sitzung nun vor einer möglichen Nähe des Schulzentrums zur freikirchlichen Gemeinde „C3-Church Leipzig“. Die Begründung: Sie hat für den 10. November zu einem Gottesdienst eingeladen, der ebenfalls in dem ehemaligen Fabrikgebäude stattfinden soll. Die Politikerin kritisierte ferner die missionarische Ausrichtung der Gemeinde. Stadtrat Albert Klepper (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete die Freikirche der „Freien Presse“ zufolge als Sekte. So sei C3 durch ein fundamentalistisches Bibelverständnis gekennzeichnet und durch antisemitische Äußerungen aufgefallen. Darum könne er die finanzielle Förderung nicht unterstützen. Auch „Die Linke“ stimmte dagegen. Unterstützung fand sie hingegen bei Vertretern der CDU, den Freien Wähler und der AfD, so dass der Stadtrat schließlich mit großer Mehrheit für die Weiterleitung der Fördermittel stimmte.

Pastor Thielmann: Behauptungen sind nicht nachvollziehbar

C3 Leipzig wies die Vorwürfe Kleppers zurück. Wie Pastor Mattis Thielmann (Leipzig) der Evangelischen Nachrichtenagentur idea auf Anfrage mitteilte, entspricht das Glaubensbekenntnis der Gemeinde in seinen Aussagen der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz und der „Lausanner Verpflichtung zur Weltevangelisation“ von 1974. Die Gottesdienste würden als öffentliche Veranstaltungen abgehalten und bewusst modern und in zeitgemäßer Sprache gestaltet. „Es wird weder erfasst, wer kommt, noch werden Mitgliedschaft oder Mitgliedsbeiträge verlangt“, so Thielmann. Jegliche Teilnahme an Veranstaltungen, Mitarbeit oder Unterstützung der Gemeinde erfolge auf freiwilliger Basis. „Unserer Meinung nach widerspricht dies eindeutig den zentralen Merkmalen dessen, was umgangssprachlich als ‚Sekte’ verstanden wird, und den Merkmalen, welche die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zum Thema ‚Sekte’ aufführt“, so der Pastor. Ferner wies er den Vorwurf des Antisemitismus zurück. „Diese Unterstellung ist gänzlich unzutreffend, und es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie derartige Vorwürfe entstanden sein können.“ Aktuell ist die C3-Gemeinde dabei, in Limbach-Oberfrohna einen neuen Standort („Campus“) aufzubauen, um dann als eine Kirche an zwei Orten für die Menschen direkt erreichbar zu sein. Dafür lädt die Gemeinde momentan noch monatlich zu einem Gottesdienst in die Artiseda-Fabrik ein, so auch am 10. November. Ab 2020 sind wöchentliche Veranstaltungen im Ort geplant. Thielmann: „Der einzige Grund, warum C3 Leipzig und der Schulverein FELS in Verbindung gebracht wurden, ist, dass wir bisher zwei Gottesdienste in der Artiseda-Fabrik gefeiert haben und dieses Gebäude in den kommenden Jahren als Schulzentrum ausgebaut werden soll.“

Baptist: Manche Parteigruppen befürchten zu viel Einfluss „der Frommen“

Auch der Eigentümer der ehemaligen Textilfabrik, der Geschäftsführer Rico Wrzal (Limbach-Oberfrohna), beurteilte die im Stadtrat geäußerten Vorwürfe als „haltlos und unbegründet“. Wie er idea sagte, hätten die Bedenken zudem in einem persönlichen Gespräch oder durch einfache Recherche leicht aufgeklärt und entkräftet werden können. „Hier kann ich nur offen meine Gesprächsbereitschaft anbieten“. Ein Mitglied des Gemeinderates der örtlichen Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten), Ullrich Meyer, sieht hinter der Debatte um C3 auch eine allgemeine Skepsis bestimmter Stadträte gegenüber Kirche und Christen. Wie er idea sagte, gibt es in Limbach-Oberfrohna eine gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Stadtverwaltung. Das sei bestimmten Parteigruppen ein Dorn im Auge. „Sie befürchten, dass die Frommen zu viel Einfluss kriegen“, so Meyer. So habe es früher etwa ebenfalls Kritik an der Baptistengemeinde oder später am evangelischen Schulzentrum gegeben. C3 sei als pfingstkirchliche und bibeltreue Gemeinde natürlich missionarisch ausgerichtet – „aber genau das ist ja auch unser Auftrag“. Ebenso „missioniert“ die SPD im Wahlkampf für sich. „Wir Christen in der Stadt verstehen C3 jedenfalls als willkommene Unterstützung, insbesondere auch junge Menschen mit der guten Botschaft zu erreichen“, so Meyer.

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