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Ist Alkohol bei kirchlichen Veranstaltungen in Ordnung?

22.09.2020

Auch bei kirchlichen Veranstaltungen wird häufig Alkohol ausgeschenkt. Foto: pixabay.com
Auch bei kirchlichen Veranstaltungen wird häufig Alkohol ausgeschenkt. Foto: pixabay.com

Wetzlar (idea) – Deutschland ist beim Thema Alkohol ein sogenanntes Hochkonsumland. 2019 trank jeder Bürger ab 15 Jahren im Durchschnitt 10,9 Liter reinen Alkohols. Der Durchschnitt aller OECD-Länder betrug pro Kopf nur 8,9 Liter. Auch bei kirchlichen Veranstaltungen wird häufig Alkohol ausgeschenkt. Ist das in Ordnung? Darauf antworten der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Beutelsbach und württembergische Synodale, Rainer Köpf, und der Direktor des Diakonissen-Mutterhauses und Mitgeschäftsführer einer Suchtklinik in Elbingerode, Reinhard Holmer, in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).

Pro: Verantwortungsvoller Umgang statt kirchlicher Verbotskultur

Für einen verantwortungsvollen Umgang plädiert Köpf. Ihm zufolge gibt es in der Bibel zwar auch Warnungen vor Gefahren des Weines, jedoch überwögen die positiven Bewertungen. Das hätten auch die mittelalterlichen Mönche gewusst, die „nicht nur Boten des Glaubens, sondern auch Missionare des Weines“ gewesen seien. „Der verantwortungsbewusste Genuss des Weines bewirkt, dass unsere Frömmigkeit einen lebensfrohen Zug gewinnt und den Christen keine leibfeindliche Weltfremdheit unterstellt wird“, so Köpf. Ihm selbst etwa begegneten als Pfarrer einer württembergischen Weinbaugemeinde viele treue Gemeindeglieder, die beruflich mit dem Weinbau verbunden seien: „Wer im Glauben an Christus und in der Liebe zu den Menschen lebt, wird selbst entscheiden können, wo er auf Wein verzichtet oder ihn in der Gemeinschaft mit anderen zum Lob Gottes genießt“, so der Pfarrer. Eine kirchliche Verbotskultur aber widerstrebe dem befreienden Wesen des Evangeliums.

Kontra: Seuche Alkohol ist mindestens so gefährlich wie die Virusseuche

Holmer wiederum zieht zunächst einen Vergleich zwischen dem kirchlichen Umgang mit dem Alkohol auf der einen und dem Coronavirus auf der anderen Seite. Demnach sei bei Letzterem die Gefahr auch in der Kirche sehr schnell mit massiven Einschränkungen bekämpft worden. „Kirchliche Verantwortliche haben sich dabei geradezu überboten, auch in Gottesdiensten immer neue Regeln einzuführen“, so der Theologe. Die mit Alkohol verbundene Gefahr hingegen werde stattdessen nirgends bedacht. So würden hierzulande jährlich rund 74.000 Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch sterben. Trotzdem gebe es im Internet Werbung für kirchliche Veranstaltungen mit Alkohol, wie etwa Bibelstunden mit Bier. „Die Seuche Alkohol ist mindestens so gefährlich wie die Virusseuche. Wir sollten anerkennen, dass sie schon lange eine unterschätzte Pandemie ist“, so Holmer.

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