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„Geistliche Dimension von Kirche ist wichtiger als Zahlen“

28.09.2020

Der Vorsitzende des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, Dekan Till Roth. Foto: Thomas Schikor
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, Dekan Till Roth. Foto: Thomas Schikor

München (idea) – Wie soll sich die evangelische Kirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen weiterentwickeln? Darüber haben Vertreter des Landeskirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und des theologisch konservativen Arbeitskreises Bekennender Christen (ABC) bei einem Treffen in München diskutiert.  Beide Seiten veröffentlichten am 28. September eine gemeinsame Mitteilung. Sie trägt die Überschrift „Geistliche Dimension von Kirche ist wichtiger als Zahlen“. Demnach legte der ABC-Vorsitzende, Dekan Till Roth (Lohr am Main), ein Thesenpapier vor. Darin wendet er sich dagegen, die Kirche vor allem empirisch in den Blick zu nehmen: Wenn sich der Fokus auf die Mitgliederzahlen und Maßnahmen zur „Mitgliederbindung“ und damit auf menschliche Aktivitäten richte, werde die geistliche Bedeutung der Kirche vernachlässigt. In dem EKD-Papier „Kirche auf gutem Grund“ mit seinen elf Leitsätzen werde zwar im Vorwort auch von einer „Glaubenskrise“ gesprochen, im weiteren Text dominierten aber strukturelle Fragen. Roth in seinen Thesen: „Geistliche Orientierung ist jetzt wichtiger als organisationstheoretische; die gegenseitige geistliche Ermutigung wichtiger als gemeinsame Beratung über künftige Strategien; innere Klarheit (welchen Auftrag gibt der Herr der Kirche?) wichtiger als äußere (wie können wir diesen Auftrag umsetzen?).“ Allerdings dürfe man beide Seiten nicht gegeneinander ausspielen.

Bedford-Strohm: Geistliches Profil stärken

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm – er ist auch EKD-Ratsvorsitzender – dankte für den Impuls. Er betonte zugleich, dass kirchliche Entwicklungsprozesse wie „Profil und Konzentration“ (PuK) in Bayern oder die in der EKD diskutierten elf Leitsätze das geistliche Profil stärken sollen. Die empirische Kirche müsse sich immer an der geglaubten Kirche messen lassen. Gerade in stürmischen Zeiten bestehe die Hauptaufgabe der Kirche darin, auf Jesus zu schauen und ihm zu vertrauen, sagte Bedford-Strohm unter Hinweis auf die biblische Geschichte von der Stillung des Sturms durch Jesus. Der Ratsvorsitzende kündigte an, dass der EKD-Text in diesem Sinn nachgeschärft werde. Oberkirchenrat Michael Martin äußerte, gerade der PuK-Prozess zeige, dass es möglich sei, zunächst vom Auftrag der Kirche her zu denken und nicht von der vorhandenen Institution. Es sei zuversichtlich, dass damit das mancherorts beklagte Denken „Sola structura“ (Allein die Strukturen) überwunden werden könne.

Für Diskussionsprozess „Einfach vom Glauben reden“

ABC-Sprecher Hans-Joachim Vieweger (München) schlug einen Diskussionsprozess zum Thema „Einfach vom Glauben reden“ vor als Alternative oder Ergänzung zu den bestehenden kirchlichen Entwicklungsprozessen. Ein Impuls von landeskirchlicher Seite könne die vielfach zu beobachtende Sprachlosigkeit in Glaubensfragen aufgreifen. An dem Gespräch nahmen von Seiten des Landeskirchenrates ferner die Oberkirchenräte Stefan Blumtritt, Christian Kopp und Klaus Stiegler teil sowie für den ABC Pfarrer i. R. Dieter Kuller (München) und die früheren Landessynodalen Herta Küßwetter (Ehingen/Mittelfranken) und Horst Eichner (Nürnberg). Im ABC sind rund 20 kirchliche Gemeinschaften, Verbände und Werke zusammengeschlossen.

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