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Der Begriff „Rasse“ kommt auch in Kirchenliedern vor

24.06.2020

In manchen kirchlichen Liedern kommt noch der Begriff „Rasse” vor. Symbolfoto: pixabay.com
In manchen kirchlichen Liedern kommt noch der Begriff „Rasse” vor. Symbolfoto: pixabay.com

Hannover (idea) – Kirchenliedstrophen, in denen der Begriff „Rasse“ vorkommt, sollten in Kirchengemeinden und kirchlichen Gruppen nicht mehr unüberlegt genutzt werden. Das empfiehlt die EKD in einer Stellungnahme auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Hintergrund ist die Forderung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), den Begriff „Rasse“ als nicht mehr zeitgemäß aus dem Grundgesetz zu streichen. Der Vorstoß hat auch eine Diskussion darüber ausgelöst, ob in kirchlichen Gemeinden und Gruppen noch Lieder gesungen werden sollten, in denen dieser Begriff verwendet wird. Ein bekanntes Beispiel ist das Lied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ (Text von Ernst Hansen 1970). Darin heißt es in der vierten Strophe unter anderem: „Freiheit, sie gilt für Menschen, Völker, Rassen“. Das Lied ist teilweise in den landeskirchlichen Teilen des Evangelischen Gesangbuchs enthalten. Die Referentin für die Projektleitung „Neues Evangelisches Gesangbuch“ im Kirchenamt der EKD, Susanne Hasselhoff (Hannover), erklärte gegenüber idea, dieses Lied setze sich „bewusst für Frieden und Gerechtigkeit ein“. Die Problematik des Begriffs „Rasse“ sei erst nach seiner Entstehung ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Im neuen Evangelischen Gesangbuch, das in den kommenden Jahren zusammengestellt werden soll, werde der Begriff wahrscheinlich nicht mehr vorkommen. Die Neufassung des Evangelischen Gesangbuchs wird voraussichtlich in fünf bis zehn Jahren erscheinen.

Auch „Lieder zwischen Himmel und Erde“ betroffen

Auch das in der Evangelischen Kirche von Westfalen verbreitete Liederbuch „Lieder zwischen Himmel und Erde“ (tvd Verlag) enthält Texte, in denen der Begriff „Rasse“ vorkommt. Das bestätigte der Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Landeskirche, Peter Böhlemann (Schwerte), auf Nachfrage von idea. Das Institut hatte 2004 im Auftrag der Landeskirche die Lieder für das Buch ausgewählt. Neben „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ enthält es die Lieder „Singt dem Herrn, alle Völker und Rassen“ (Text von Peter Janssens 1970) und „Kommt, atmet auf“ (Text von Peter Strauch 1992), in dessen zweiter Strophe es heißt: „Er fragt nicht nach Rasse, Herkunft und Geschlecht.“ Die betreffenden Lieder wollten „in der Sprache ihrer Zeit“ ausdrücken, dass das Christentum mit Rassismus unvereinbar sei, so Böhlemann. Bei der Zusammenstellung des Liederbuchs habe auch im Redaktionskreis noch „die nötige Sensibilität für dieses Thema“ gefehlt. „Heute würden wir bei einer inhaltlichen Neuauflage solche mittlerweile veralteten Texte gar nicht mehr aufnehmen.“

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