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2019 fast ein Viertel mehr Austritte aus den Großkirchen

26.06.2020

Im vergangenen Jahr sind über eine halbe Millionen Menschen aus den beiden großen Kirchen in Deutschland ausgetreten. Symbolfoto: pixabay.com
Im vergangenen Jahr sind über eine halbe Millionen Menschen aus den beiden großen Kirchen in Deutschland ausgetreten. Symbolfoto: pixabay.com

Hannover (idea) – Die Zahl der Austritte aus den beiden großen Kirchen ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2018 um fast ein Viertel (24 Prozent) gestiegen. Insgesamt kehrten ihnen fast 543.000 Personen den Rücken. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover (537.000), wo die EKD ihren Sitz hat. Nach den von den 20 evangelischen Landeskirchen gemeldeten vorläufigen Zahlen traten im Vorjahr etwa 270.000 Mitglieder aus. Das sind rund 22 Prozent mehr als 2018, wie die EKD am 26. Juni in Hannover mitteilte. Die römisch-katholische Kirche verzeichnete im vergangenen Jahr 272.668 Austritte, was einem Zuwachs von 26,2 Prozent entspricht. Zum 31. Dezember 2019 gehörten 20,7 Millionen Personen einer der EKD-Gliedkirchen an (2018: 21,1 Millionen). Die Zahl der Katholiken lag bei 22,6 Millionen (2018: 23 Millionen). Laut einer Studie der Universität Freiburg wird die Mitgliederzahl beider großer Kirchen bis 2060 auf 22,7 Millionen sinken.

Bedford-Strohm: Jeder einzelne Austritt schmerzt

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), erklärte zu den aktuellen Zahlen: „Angesichts dieser Herausforderungen werden wir nicht tatenlos bleiben.“ Jeder einzelne Austritt schmerze, „nicht zuletzt, weil alle Mitarbeitenden hochmotiviert arbeiten“. Die Kirche wolle sich verändern und tue dies jetzt schon. So seien im Zuge der Digitalisierung der Kirche viele neue Formate entstanden, die während der Corona-Krise gut angenommen worden seien. „Um Menschen künftig für den Glauben und die Kirche zu gewinnen oder zurückzugewinnen, braucht es neben geistlicher Ausstrahlung und orientierender Kraft auch einen selbstkritischen Blick auf gewachsene Formate und Strukturen“, so der Ratsvorsitzende. Aber zugleich gebe es zu wenig Gegenkräfte gegen die Zersplitterung der Gesellschaft: „Starke Kirchen können Zusammenhalt fördern und Brücken bauen. Beides wird oft leichtfertig von den politischen Rändern infrage gestellt.“

EKD-Studie zu vermehrten Kirchenaustritten geplant

Bedford-Strohm kündigte an, dass die evangelische Kirche die Gründe für die zuletzt erhöhten Austrittszahlen in einer eigenen Studie erforschen werde. Sie solle vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD (SI) durchgeführt werden und den Zeitraum der vergangenen zwei Jahre in den Blick nehmen. 2018 waren 221.338 Personen aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Laut EKD lagen 2019 Taufen (160.000) und Aufnahmen (25.000/ohne Erwachsenentaufen) etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

2020 bis zu 25 Prozent weniger Kirchensteuereinnahmen

Im laufenden Jahr erwartet die EKD aufgrund der Corona-Pandemie einen deutlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von – je nach wirtschaftlicher Entwicklung – zehn bis 25 Prozent. „Die EKD hat die Freiburger Studie sehr ernst genommen und schon vor Corona beschlossen, den Aufwand im Haushalt real um 30 Prozent bis 2030 anzupassen. Wir wollen Handlungsspielräume für die Zukunft erhalten und werden dabei noch stärker auf Mitgliederbindung achten und öffentlich präsent bleiben“, erklärte der Leiter der EKD-Finanzabteilung, Carsten Simmer (Hannover).

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