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Hartl: Bei allem sozialen Tun die Verkündigung nicht vergessen

10.07.2020

Der Gründer und Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, im Interview-Podcast „ideaListen“. Foto: creedoo/Daniel Höly
Der Gründer und Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, im Interview-Podcast „ideaListen“. Foto: creedoo/Daniel Höly

Augsburg (idea) – Vor lauter Einsatz für den Nächsten sollten die evangelische und katholische Kirche die Weitergabe der christlichen Botschaft nicht vergessen. Diese Ansicht vertritt der Gründer und Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, im Interview-Podcast „ideaListen“ der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Ihm zufolge ist karitative Nächstenliebe richtig und wichtig und hat oft auch missionarischen Charakter. Jedoch sei es nicht Aufgabe der Kirche, allein Dienstleister im sozialen Bereich zu werden. „Dadurch machen wir uns unfassbar leicht ersetzbar durch andere Anbieter, die das mindestens genauso gut machen“, so der katholische Theologe. So bestehe das Kerngeschäft der Kirche in der Verkündigung des Evangeliums durch Worte und Taten – „aber eben nicht nur durch Taten“. Wenn sich die Botschaft der Kirche allein zwischen „Sei ein guter Mensch“ und „Sei freundlich“ bewege, fehle es an Klarheit. Denn auch ein Nichtchrist könne ein überaus liebenswürdiger Mensch sein, der anderen helfe. „Wir müssen den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit in den Blick nehmen – und dazu gehören eben auch die existenziellen Fragen, die Sinnfragen und letztendlich auch die religiösen Fragen des Menschen“, so Hartl. Hier aber sei Kirche oft sprachunfähig geworden. So seien die beiden Großkirchen zwar unfassbar spendenbereit und auf den Nächsten ausgerichtet – und trotzdem liefen ihnen Leute in Scharen davon. Die Kirche solle ihren Blick auch viel stärker auf die richten, die bislang noch nicht erreicht würden, um auch sie von der christlichen Botschaft zu begeistern.

Was sich Hartl von Evangelikalen wünscht

In der evangelikalen Bewegung wiederum wünscht sich Hartl ein Weggehen vom Sparsamkeitsdenken und mehr Mut zur Exzellenz. „Geh in ein normales Gemeindezentrum, das in den letzten Jahrzehnten gebaut wurde – egal welcher Konfession –, und die Wahrscheinlichkeit, dass das einfach lieblos und hässlich aussieht teilweise, ist relativ hoch“, so der Theologe. Und auch wenn es beispielsweise um die musikalische Ausgestaltung von Gemeindeabenden gehe, dürfe sich oft jeder beteiligen – unabhängig von den Fähigkeiten. „Das Problem ist, dass dadurch eine Negativspirale der Exzellenz entsteht: Zum Beispiel wird jemand, der musikalisch ist und das hört, davon vertrieben.“ Wer stattdessen sage „Bei uns spielt, spricht, kocht nur jemand, der das wirklich kann“, riskiere zwar, dass Menschen gingen, aber die Vorstellung, für das Allerwichtigste – nämlich den Glauben – die höchste Kunst zu vollbringen, sei doch letztendlich naheliegend. Als weiteren Punkt nennt Hartl eine Angst vor Kontakt mit dem „säkularen Markt“, die er bei vielen sehr gläubigen Menschen und Evangelikalen beobachte. „Sie studieren nicht an der Uni, sondern einer eigenen Ausbildungsstätte, gehen wahrscheinlich auch weniger in Museen, sondern auf eine dezidiert christliche Veranstaltung“, so der Theologe. Diese Art von Doppelkultur habe zwar auch ihre Berechtigung, verhindere zugleich aber manchmal den Austausch von Wissen. Der Podcast ist zu finden unter idealisten.net sowie den gängigen Podcast-Apps (z. B. Spotify, Google Podcasts und Apple Podcasts). In dem Format erzählen christliche Persönlichkeiten aus Kirche, Kunst und Kultur, wie sie ihren Glauben leben und was sie antreibt.

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