Gesellschaft
Wo antisemitische Einstellungen in Deutschland mehr verbreitet sind
25.07.2023

Berlin (IDEA) – Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung lehnt antisemitische Aussagen entschieden ab. Bei Muslimen, Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss, links- und rechtsextremistischen Einstellungen sowie innerhalb der AfD-Wählerschaft gibt es aber eine höhere Zustimmung zu antisemitischen Aussagen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zur Verbreitung von antisemitischen Einstellungen durch die Konrad-Adenauer-Stiftung (Berlin).
12 Prozent der Muslime stimmen demnach der Aussage zu, dass Juden hinterhältig sind. Zum Vergleich: Im Bevölkerungsdurchschnitt äußern dies nur 4 Prozent. 26 Prozent der Muslime sind der Meinung, dass reiche Juden die eigentlichen Herrscher der Welt sind (Durchschnitt: 6 Prozent).
16 Prozent der Muslime in Deutschland meinen, dass Israel kein Existenzrecht hat
Zudem akzeptieren 7 Prozent der befragten Muslime antisemitische Gewalt („Juden müssen sich nicht wundern, wenn sie einen drauf bekommen.“; Durchschnitt: 2 Prozent). 16 Prozent der befragten Muslime stimmen zu, dass Israel als Staat nicht mehr existieren sollte (Durchschnitt: 4 Prozent).
Jenseits der Religionszugehörigkeit zeigen der Studie zufolge Deutsche mit Migrationshintergrund und Ausländer leicht erhöhte Zustimmungswerte im Vergleich zu Deutschen ohne Migrationshintergrund.
Erhöhte Zustimmungswerte zu antisemitischen Aussagen bei AfD-Wählern
Antisemitische Einstellungen finden sich laut der Studie zudem verstärkt bei Personen mit links- und rechtsextremistischen Einstellungen. Der Effekt falle allerdings stärker bei einer Neigung zu rechtsextremistischen Einstellungen aus: Etwa jede sechste Person (16 Prozent) mit erhöhten Werten im Bereich rechtsextremistischer Einstellungen weise ebenfalls eine Neigung zu antisemitischen Einstellungen auf.
Bei Personen mit einer Nähe zum Linksextremismus liege der Wert bei 8 Prozent. Die Unterschiede in der Zustimmung („stimme voll und ganz zu/stimme eher zu“) betragen zwischen der Gruppe mit hohem und der mit niedrigem Bildungsabschluss durchschnittlich 5 Prozentpunkte.
Unter den Sympathisanten der politischen Parteien weisen die AfD-Wähler der Studie zufolge mit 6 Prozent erhöhte Zustimmungswerte zu antisemitischen Aussagen auf (Durchschnitt: 2 Prozent). Jede fünfte Person mit AfD-Präferenz stimme der Aussage, dass reiche Juden die eigentlichen Herrscher der Welt seien, „eher“ oder „voll und ganz“ zu.
Für die Studie wurden zwischen Ende 2021 und im Frühjahr 2022 rund 5.500 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland befragt. Konfrontiert wurden die Befragten nach Angaben der Studie mit besonders „harten“ Aussagen, um den extremistischen Kern messen zu können. Sie mussten auf einer fünfstufigen Bewertungsskala („lehne voll und ganz ab“, „lehne eher ab“, „teils/teils“, „stimme eher zu“, „stimme voll und ganz zu“) antworten.
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