Gesellschaft
Wittenberger „Judensau“ wird nicht entfernt
27.10.2022
Lutherstadt Wittenberg (IDEA) – Die als „Judensau“ bekannte mittelalterliche Schmähplastik wird nicht von der Fassade der Wittenberger Stadtkirche entfernt. Das hat der Gemeindekirchenrat am 25. Oktober entschieden. „Nach einem intensiven Austausch und anfänglich kontroversen Diskussionen sind wir am Ende des Prozesses zu der gemeinsamen Überzeugung gelangt, dass die Stätte der Mahnung als Ganzes erhalten bleiben soll“, erklärte der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Jörg Bielig.
Mit seiner Entscheidung stellte sich das Gremium gegen die Empfehlung eines Expertenbeirats, der sich für die Abnahme der Plastik ausgesprochen hatte. „Wir haben großen Respekt vor der Haltung des Expertenbeirates, können uns dessen Empfehlungen aber nicht uneingeschränkt anschließen“, heißt es in einer Erklärung der Gemeinde. „Wir sind uns des beleidigenden und obszönen Charakters der Schmähplastik bewusst, aber mit der künstlerischen Erweiterung durch das 1988 errichtete Bronzedenkmal, der Zeder und dem erklärenden Text auf einer Tafel in unmittelbarer Nähe des Bodenreliefs wandelt sich der Charakter dieses Ortes zu einer Mahnstätte.“
Das umstrittene Relief zeigt eine Sau, an deren Zitzen Menschen saugen, die Juden darstellen sollen. Die Plastik befindet sich seit etwa 1290 an der Stadtkirche Wittenberg. Eine 1988 vor der Kirche eingelassene Bodenplatte und eine Stele mit Erläuterungen stellen sie in einen historischen Kontext.
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank.