Bericht
Wer ist die Hamas?
13.10.2023
Seit dem Terrorangriff auf Israel ist in den Medien viel über palästinensische Organisationen die Rede. IDEA bat den Nahostexperten Dr. Kamal Sido, die verschiedenen Gruppen kurz vorzustellen. Er ist Referent für ethnische, religiöse, sprachliche Minderheiten und Nationalitäten der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen).
Hamas
Die Hamas „Islamische Widerstandsbewegung“ wurde 1986 gegründet. Sie erstarkte nach der Intifada 1987. Nachdem die panarabischen Ideen und die linken und kommunistischen Gruppen unter den Palästinensern im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion geschwächt wurden, entstand ein Vakuum. Dieses wurde von der islamistischen Hamas gefüllt. Hamas und andere Islamisten warfen den linken Palästinensern vor, mit Israel und den Juden zu kollaborieren.
Tatsächlich waren viele Araber Mitglieder der gleichen Organisationen wie Juden. Zum Beispiel in der Kommunistischen Partei Israels. Voraussetzung für eine solche Zusammenarbeit war das Recht beider Völker, nebeneinander zu existieren. Im Gegensatz zu linken palästinensischen Gruppen ist die Hamas eine radikal islamistische (sunnitische) Gruppe.
Die Hamas hat zwar Kontakte zum Iran, wird aber vor allem von der Türkei und Katar unterstützt. Alle drei haben ihre Wurzeln in der Muslimbruderschaft. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat mehr Einfluss auf die Hamas als jeder andere politische Führer der Welt.
PLO
Die „Palestine Liberation Organization“ (PLO, „Palästinensische Befreiungsorganisation“) wurde 1964 von arabischen Staaten gegründet. Hier sind verschiedene Gruppen vertreten, Islamisten wie die Hamas, aber auch Linke.
Nach der Niederlage der Araber im Sechs-Tage-Krieg 1967 radikalisierte sich die PLO und bekannte sich zu den sogenannten „Drei-Nein-Prinzipien“: „Keine Versöhnung, keine Verhandlungen, keine Anerkennung des Staates Israel.
1968 wurde Yassir Arafat (1929–2004) ihr Vorsitzender. Auch wenn die PLO die „Gründung eines säkularen Staates Palästina für Araber und Juden“ propagierte, hat sie das Ziel der Vernichtung Israels nie ganz aufgegeben. Das war und ist ein Problem der palästinensischen Gruppierungen. Arafat entstammt der Fatah-Organisation, die 1959 in Kuwait gegründeten wurde. Anfang der 1990er Jahre wurde die PLO Verhandlungspartner Israels.
Palästinensische Autonomiebehörde
Die heutige Palästinensische Autonomiebehörde mit Sitz in Ramallah, später auch in Gaza, wurde im Rahmen des Oslo-Abkommens bzw. des Gaza-Jericho-Abkommens von 1994 zwischen Israel und der PLO gegründet. Diese Behörde soll in Zusammenarbeit mit Israel für die Sicherheit in Teilen des Westjordanlandes sorgen.
Erster Vorsitzender war Jassir Arafat. Nach Arafats Tod und bis heute wird die Autonomiebehörde von Mahmud Abbas (88) geleitet. Auch Abbas kommt aus der Partei Fatah. Seit dem 10. Januar 2009 führt er die Amtsgeschäfte ohne demokratische Legitimierung.
Im Dezember 2009 wurde seine Amtszeit durch eine Wahl innerhalb der PLO auf unbestimmte Zeit verlängert. Die übliche Legitimierung durch die Bevölkerung durch freie Wahlen fand nicht statt.
Hisbollah
Die libanesische Hisbollah („Partei Gottes“) ist eine schiitisch-islamistische Gruppierung, die Ayatollah Ali Khamenei im Iran als ihre religiöse Autorität betrachtet. Führer der Hisbollah ist Hassan Nasrallah (63). Die Hisbollah agiert im Libanon, aber auch in Syrien und im Jemen. Ihr Gründungsjahr ist 1982.
Ein wichtiger Impuls für die Gruppe war die islamische Revolution im Iran 1979. Die Hisbollah hat verschiedene Zweige, militärische, aber auch karitative. Die Hisbollah spielte auch eine wichtige Rolle im Krieg gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) und andere sunnitische Gruppen in Syrien. Sie wird daher von einigen Christen und anderen Minderheiten respektiert.
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