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Menschenrechte

Wenn prügelnde Väter sich ändern wollen

22.10.2021

v. l.: Die Sozialpädagogin Susanne Scharch und er Psychologe Felix Ter-Nedden bilden das Nürnberger Team der mittelfränkischen Fachstelle „RESPEKT!“ für Täter von häuslicher Gewalt. Foto: Stadtmission Nürnberg/Stephan Grumbach
v. l.: Die Sozialpädagogin Susanne Scharch und er Psychologe Felix Ter-Nedden bilden das Nürnberger Team der mittelfränkischen Fachstelle „RESPEKT!“ für Täter von häuslicher Gewalt. Foto: Stadtmission Nürnberg/Stephan Grumbach

Nürnberg (IDEA) – Ein Jahr nach der Gründung zieht die Nürnberger Fachstelle „RESPEKT!“ für Täter von häuslicher Gewalt eine positive Bilanz. Rund 20 Väter haben das erste Gewaltpräventionstraining durchlaufen oder sich beraten lassen, wie die evangelische Stadtmission Nürnberg mitteilte.

Gemeinsam mit dem Hilfeverein „Treffpunkt“ (Nürnberg) hat sie das überkonfessionelle Hilfeangebot im Oktober 2020 ins Leben gerufen. „RESPEKT!“ richte sich an Menschen, die körperliche oder seelische Gewalt in ihrer Familie oder Partnerschaft ausüben und lernen wollen, damit aufzuhören. Es sei das erste Angebot in Mittelfranken, das vom Freistaat Bayern finanziert werde, so die Stadtmission.

Die Teilnehmer sind überwiegend Akademiker

Den Intensivkurs leiten die Sozialpädagogin Susanne Scharch und der Psychologe Felix Ter-Nedden. Wie Scharch der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, haben die bisherigen Teilnehmer am „RESPEKT!“-Programm überwiegend einen akademischen Hintergrund.

Im Kurs lernten die Männer, darunter Manager und Führungskräfte, Konflikte zu deeskalieren oder verbal auszuhandeln, Gefühle zu regulieren oder eigene Verletzungen anzusprechen statt anzustauen. Scharch betonte, dass auch Frauen zuschlagen oder psychische Gewalt ausüben. Der Intensivkurs richte sich daher auch an Täterinnen. Ein Einstieg sei jederzeit möglich.

Am „Tiefpunkt des Lebens“

Psychologe Ter-Nedden schilderte den Fall eines 48-Jährigen, der das Programm durchlaufen hat. Anfangs habe der Mann Angst, ein Gefühl der Ohnmacht und ein „extrem hohes Stresslevel“ gehabt. Er habe am „Tiefpunkt seines Lebens“ gestanden. Häufiger als seine Fäuste nutzte er Ter-Nedden zufolge psychische und verbale Gewalt. Seine Partnerin habe er kontrolliert. Konflikte über Banalitäten wie Schmutzränder auf der Couch oder ein verloren gegangener Einkaufsbeleg seien regelmäßig eskaliert, so Ter-Nedden.

Während des Trainings habe er begonnen, sein „überzogenes Männlichkeitsbild“ zu hinterfragen. Nach acht Monaten bekomme der Mann nun schnell mit, wenn sein Erregungslevel steigt und er habe Handlungsalternativen erlernt. Der Intensivkurs mit 25 Gruppensitzungen sowie Einzelgesprächen ist kostenlos.

Die Stadtmission gehört zum Diakonischen Werk Bayern und zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Bayernweit hat die häusliche Gewalt leicht zugenommen. Mehr als 20.100 Fälle hat die Polizei im vergangenen Jahr registriert. Das sind 89 mehr als 2019. 80 Prozent der Tatverdächtigen sind laut Stadtmission Männer.

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