Ressorts
icon-logo

Politik

Was sich Friedrich Merz von den Kirchen wünscht

13.06.2024

„Gleichgewicht zwischen Weltlichem und Transzendentem bewahren“: CDU-Chef Friedrich Merz. Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion
„Gleichgewicht zwischen Weltlichem und Transzendentem bewahren“: CDU-Chef Friedrich Merz. Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Friedrich Merz, hat bei einer Veranstaltung seiner Fraktion zum Thema „Die Kirchen und ihre gesellschaftliche Relevanz“ am 12. Juni in Berlin die Arbeit der Kirchen gewürdigt.

Merz zufolge sind die Kirchen eine Stütze der Gesellschaft. Sie hätten keine Angst vor Krisen und zeigten in Notsituationen ihre besondere Stärke. Sie seien auch dort präsent, „wo die Lebensumstände schwierig sind und Geduld gefragt ist“. Dazu zähle etwa die Flüchtlingshilfe und die Obdachlosenarbeit. Merz: „Die Kirche scheut das Elend nicht.“

Merz zufolge liegt die Herausforderung für die Kirchen darin, „das Gleichgewicht zwischen Weltlichem und Transzendentem zu bewahren“. Nötig sei eine klare Unterscheidung zwischen letzten und vorletzten Fragen.

Merz zitierte dazu den früheren Bundespräsidenten Horst Köhler: „Was ich mir von den Kirchen wünsche, ist die klare Unterscheidung zwischen letzten und vorletzten Fragen. Alle Politik gehört, so wichtig sie ist, zu den vorletzten Fragen. Die letzten Fragen, vor die jeder Mensch unvertretbar selber gestellt wird, die Fragen nach dem Sinn seines Daseins, nach dem Sinn seines Lebens und Sterbens, werden von keiner Politik aufgehoben. Diese Fragen wach zu halten und in diesen Fragen die Menschen nicht allein zu lassen, darauf kommt es heute vielleicht am allermeisten an. Hier besonders erwarte ich die Stimme der Kirche – und ihre Stimme sollte in diesen entscheidenden Fragen nicht leiser sein als in ihren Äußerungen zur Politik.“ Dazu Merz: „Das ist eine zeitlos richtige Beschreibung.“

Podiumsgespräch mit (von links) Thomas Rachel (religionspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion), der EKD-Ratsvorsitzenden Kirsten Fehrs, Christiane Woopen (Vorsitzende des Deutschen Ethikrates) und Bischof Franz-Josef Overbeck. Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Bischof Overbeck: Christen werden künftig eine Minderheit sein

Laut dem Bischof von Essen und Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Franz-Josef Overbeck, ist die Entkirchlichung in Deutschland nicht zu stoppen. Die Christen würden künftig eine Minderheit in der Gesellschaft zu sein. Overbeck: „Wir stehen an einem Scheideweg.“

Die Kirchen müssten „aufhören, an einer verklärten Gestalt der Volkskirche festzuhalten“. Die katholische Kirche sei 2000 Jahre lang eine „Kirche der Macht“ gewesen. Sie müsse nun erstmalig ohne diese Machtbasis leben. Die Kirchen dürften sich jedoch nicht in eine Nische zurückziehen, sondern müssten darum ringen, wo es Reformen und wo es ein Festhalten an nichtverhandelbaren Werten braucht.

EKD-Ratsvorsitzende Fehrs: „Seelsorge ist die Muttersprache der Kirche“

Nach Worten der amtierenden Ratsvorsitzenden der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg), ist Seelsorge „die Muttersprache der Kirche“. In einer „angstdurchschüttelten Welt“ wolle man Zuversicht und Hoffnung geben. Dafür müsse es der Kirche gelingen, eine neue Sprache zu finden. Die Kirche spreche jedoch häufig verklausuliert und es falle schwer, „das zu verstoffwechseln“. Fehrs: „Wir haben da noch Luft nach oben.“

Ferner äußerte sich Fehrs zur Frage des Lebensrechts von ungeborenen Kindern. Eine Antwort auf dieses konfliktethische Problem lasse sich nicht eindeutig formulieren. Derzeit versuche die evangelische Kirche in einer „Diskursgruppe“ eine gemeinsame Position zu finden.

Rund 360 Personen haben im Fraktionssitzungsaal im Deutschen Bundestag an der Veranstaltung teilgenommen. Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,95 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de