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Warum viele Pastoren erschöpft sind

31.08.2023

Lothar Krauss bzeichnet Vertrauen als die „Währung des Leitens“. Foto: FCG Gifhorn; Kirche im Brauhaus
Lothar Krauss bzeichnet Vertrauen als die „Währung des Leitens“. Foto: FCG Gifhorn; Kirche im Brauhaus

Wetzlar (IDEA) – Pastoren sind dazu da, andere zum Erfolg zu bringen. Diese Ansicht vertritt der Pastor und Leitungsexperte Lothar Krauss (Mannheim) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar).

Ihm zufolge bauen Kirchen oft darauf, dass die Hauptamtlichen alle Dienste tun. Viele hätten die Vorstellung, der Pastor müsse eine „eierlegende Wollmilchsau“ sein. In vielen Gemeinden leiste nur ein kleiner Anteil der Leute einen Großteil der Arbeit. Deshalb gebe es erschöpfte und überforderte Führungskräfte und zugleich eine passive Gemeinde.

Die Grundidee des Neuen Testaments sei es jedoch, dass viele Glieder zusammenwirken. Kirchliche Führungskräfte sollten sich dabei wie im Sport als Trainer begreifen, der das Beste in seinen Spielern hervorbringt. Krauss: „Christsein ist Mannschaftssport!“

Viele Kirchen haben ein falsches Erfolgsbild

Ferner kritisierte Krauss das falsche Erfolgsbild von Kirchen. Viele seien „Event-orientiert“. Krauss: „Wenn man auf die Facebook- oder Instagram-Profile von Gemeinden geht, sieht man nur begeisterte Leute und in jeder Predigt ist nur Gold dabei. Das führt zu Konkurrenzdruck, zum Vergleichen und einer Celebrity-Kultur, die den Pastor als Star sieht.“

Viele träumten von einer Gemeinde mit tausenden Besuchern. Das sei am Anfang motivierend, aber irgendwann platze dieser Traum. In der Regel fehle es an einem Mentor, der junge Pastoren in den Höhen und Tiefen begleitet und hilft, ein realistisches Gemeinde- und Selbstbild zu gewinnen. Wie im Sport sei Coaching auch für Pastoren unverzichtbar. Schwerpunkte könnten dabei der Umgang mit Emotionen, Konflikten und Beziehungen sein.

Lothar Krauss leitete unter anderem die Gemeinde "Kirche im Brauhaus" in Gifhorn. Foto: FCG Gifhorn; Kirche im Brauhaus

Vertrauen ist die „Währung des Leitens“.

Nach Worten von Krauss ist Vertrauen die „Währung des Leitens“. Wenn ein Fehler das Vertrauen zum Leiter zerstöre, schwinde die Grundlage des Leiters massiv. Leiter müssten eine Kultur schaffen, die mit Fehlern rechnet, damit offen umgeht und aus ihnen lernt.

Hingegen könne sich ein Pastor, der sein Vertrauen dadurch gewinne, dass er erfolgreich ist und alles richtig macht, keinen Fehler erlauben. So eine Erfolgskultur sei auch in der Kirche unerbittlich. Krauss ist Pastor im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Auf www.der-leiterblog.de teilt er seine Gedanken zu Gemeindeleitung und -erneuerung.

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