Bericht
Warum Johann Hinrich Wichern den Adventskranz erfand
01.12.2024
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Ein gebundener Kreis aus Tannenzweigen mit vier Kerzen: So ist der klassische Adventskranz heute vielerorts in der Vorweihnachtszeit zu finden. Doch der erste Adventskranz sah ganz anders aus – und er hatte ein klares Ziel: Kinderaugen zum Strahlen zu bringen.
Wer heute eine Adventskerze anzündet, sitzt meist gemütlich im Warmen, vielleicht im Kreis der Familie. Aber als der Adventskranz entstand, sah die Vorweihnachtszeit anders aus: Anfang des 19. Jahrhunderts litten viele Menschen an Armut und Hunger. In Hamburg waren rund 60 Prozent der Bevölkerung betroffen.
Dem Theologen und Sonntagsschullehrer Johann Hinrich Wichern ging das Leid in den Elendsvierteln so nahe, dass er mit Unterstützung einflussreicher Hamburger ein Rettungsdorf für verwahrloste und verwaiste Kinder aufbaute: 1833 zog er mit Verwandten und drei Jungen in das sogenannte Rauhe Haus ein, das der tragenden Stiftung bis heute ihren Namen gibt.
Ein Wagenrad voller Kerzen
Sechs Jahre später stand bereits ein weiteres Gebäude, um eine Mädchengruppe unterzubringen. Viele Kinder wurden in familienähnlichen Strukturen auf dem Gelände betreut – und die Vorweihnachtszeit stand vor der Tür. Um den Kindern das Warten auf Weihnachten zu erleichtern, hatte Wichern eine wahrhaft zündende Idee. Er nahm ein großes Wagenrad und befestigte darauf 24 Kerzen: für jeden Arbeitstag vom ersten Advent an bis Heiligabend eine kleine rote, für jeden Adventssonntag eine große weiße.
Das schlichte Kerzenrad wurde im Betsaal des Rauhen Hauses aufgehängt, täglich wurde vor den Augen der Kinder eine Kerze mehr angezündet. Für sie wurde offensichtlich: Das Licht dieser Welt kommt auch zu uns – und es wird heller von Tag zu Tag. „Das Ganze diente ebenso wie zur Erbauung als Stärkung und Freude im Herrn“, schrieb Wichern später. Und es wurde ein voller Erfolg: „Je mehr Lichter, desto größer der Jubel“.
Einzug in Kirchen und Privathäuser
Schnell verstetigte sich der Brauch im Rauhen Haus. Dabei bestand der Adventskranz nicht immer aus 24 Kerzen, sondern – abhängig von der Zahl der Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend – jeweils aus 22 bis 28 Stück. In den darauffolgenden Jahrzehnten nahmen zunächst evangelische Kirchen die Idee auf, später auch Privathäuser. Da nicht jeder Platz für ein ganzes Wagenrad hatte, beschränkte man sich bald auf die vier Kerzen der Adventssonntage.
Ab 1860 wurden Kränze mit Tannenzweigen geschmückt. 1925 soll in Köln erstmals auch in einer katholischen Kirche ein Adventskranz aufgehängt worden sein. Bis heute zieht der Brauch weite Kreise – bis hinauf nach Norwegen.
Und was bedeutet der Adventskranz für uns heute? Die vier Kerzen können daran erinnern, dass Jesus allen Menschen Licht bringen möchte – besonders denjenigen, die Leid erfahren oder trauern. Vielleicht laden wir einen solchen Menschen einmal in unsere gemütliche Runde am Adventskranz ein?
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