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Menschenrechte

UN-Experten fordern Freilassung von nigerianischer Christin

27.10.2023

Rhoda Jatau sitzt seit Mai 2022 im Gefängnis. Foto: Privat
Rhoda Jatau sitzt seit Mai 2022 im Gefängnis. Foto: Privat

Genf (IDEA) – Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben die nigerianische Regierung für die Inhaftierung einer nigerianischen Christin kritisiert. Die fünffache Mutter Rhoda Jatau sitzt seit Mai 2022 im Gefängnis, weil sie in einem Video den Lynchmord an der Christin Deborah Emmanuel Yakubu verurteilt haben soll. Sie hat nur sporadischen Kontakt zu ihrem Anwalt und ihrer Familie.

Yakubu war 2022 von einem Mob ermordet und ihre Leiche in Brand gesetzt worden, weil sie sich zu ihrem christlichen Glauben bekannt hatte. Die Menschenrechtsorganisation ADF International (Allianz zur Verteidigung der Freiheit/Wien) sowie weitere Organisationen wie Christian Soldarity International (CSI) hatten sich mit Appellen für die Freilassung von Jatau eingesetzt und sehen den Brief der Experten als Reaktion darauf.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hatten Jatau zur „Gefangenen des Monats“ im November 2022 benannt und zu Protestbriefen aufgerufen.

Experten: Blasphemiegesetze erzeugen Gewalt gegen Minderheiten

Wie die christliche Menschenrechtsorganisation ADF International am 26. Oktober 2023 berichtete, haben die Experten bereits im August 2023 in einem Brief an die nigerianische Regierung die Gefahr von Blasphemiegesetzen hervorgehoben. Das Schreiben wurde nun öffentlich. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem die UN-Sonderberichterstatterin für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Nazila Ghanea, und der UN-Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen, Fernand de Varennes.

Darin betonen die UN-Experten, dass Blasphemiegesetze „negative und gewalttätige gesellschaftliche Einstellungen gegenüber Angehörigen religiöser Minderheiten legitimieren und zu Gewalttaten gegen sie durch Personen mit extremen religiösen und politischen Ansichten ermutigen und führen“.

Im Hinblick auf den Mord an Deborah Emmanuel Yakubu und die Inhaftierung von Rhoda Jatau hieß es: „Beide Fälle scheinen mit der legitimen Ausübung des Rechts auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit sowie auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung zusammenzuhängen. Beide sind Angehörige einer religiösen Minderheit.“

Sollten sich die Anschuldigungen bestätigen, würde Nigeria gegen seine internationalen Menschenrechtsverpflichtungen verstoßen, so ADF International. Die Organisation hofft, dass das Schreiben nicht nur die Freilassung Jataus erreicht, sondern auch den Weg zur Abschaffung der Blasphemiegesetze in Nigeria ebnet.

Ein weiterer Betroffener dieser Gesetze ist der Musiker Yahaya Sharif-Aminu. Der Sufi wurde wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt. Mit Unterstützung von ADF International ging Sharif-Aminu gegen das Urteil in Berufung. Derzeit klagt er vor dem Obersten Gerichtshof Nigerias gegen die Blasphemiegesetze, auf deren Grundlage er verurteilt wurde.

Auch das EU-Parlament forderte im April 2023 in einer Resolution fast einstimmig die Abschaffung der Blasphemiegesetze in Nigeria.

Im Weltverfolgungsindex der christlichen Organisation Open Doors (Kelkheim) liegt Nigeria auf Rang sieben. Von den über 220 Millionen Einwohnern des Landes sind jeweils rund 49 Prozent Kirchenmitglieder oder Muslime. Im Jahr 2022 waren 90 Prozent der über 5.500 getöteten Christen weltweit Nigerianer.

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