Menschenrechte
Umfrage: 44 Prozent sehen Meinungsfreiheit eingeschränkt
17.06.2021
Frankfurt am Main/Allensbach (IDEA) – Weniger als die Hälfte der Deutschen glaubt, dass man seine Meinung frei äußern kann. Das hat eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ergeben.
Demnach gaben 45 Prozent an, man könne seine Meinung frei sagen, während 44 Prozent widersprachen. Unter den AfD-Anhängern waren 62 Prozent der Ansicht, sich nicht frei äußern zu können, aber auch die Wähler der FDP (51 Prozent), der Linken (49 Prozent) und der SPD (46 Prozent) meinten mehrheitlich, man müsse bei seinen Meinungsäußerungen vorsichtig sein. Dagegen fühlen sich die Wähler der CDU/CSU mit 53 Prozent mehrheitlich frei, ihre Meinung offen zu äußern.
Bei den Grünen-Anhängern ist sogar eine deutliche Mehrheit der Ansicht, dass sie in ihrer Meinungsfreiheit nicht eingeschränkt sind (62 Prozent). Der Meinungsforscher Thomas Petersen vom Allensbach-Institut äußerte in der FAZ dazu, dass das Freiheitsgefühl der Bürger bereits seit einiger Zeit rückläufig sei. Von den 1960er bis in die 2010er Jahre hätten regelmäßig mehr als zwei Drittel der Befragten die Ansicht vertreten, dass sie ihre Meinung frei äußern könnten. Das habe sich in den letzten Jahren dramatisch geändert.
59 Prozent finden es „heikel“, über den Islam zu sprechen
Die Befragten wurden laut Petersen auch gebeten anzugeben, bei welchen Themen man besonders vorsichtig sein müsse. Gegenüber dem Jahr 1996, als die Frage erstmals gestellt worden sei, habe die Häufigkeit, mit der verschiedene Themen als „heikel“ bezeichnet würden, „geradezu dramatisch“ zugenommen. Dass es heikel sei, über Muslime und den Islam zu sprechen, meinten 1996 nur 15 Prozent der Befragten, heute seien es bereits 59 Prozent.
Dass es heikel sei, über „Vaterlandsliebe“ und „Patriotismus“ zu reden, glaubten vor 25 Jahren 16 Prozent, in der aktuellen Umfrage dagegen 38 Prozent. Beim Thema „Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen“ sei ein Anstieg von drei auf 19 Prozent zu verzeichnen. Die Benutzung einer „geschlechtergerechten“ Sprache werde von einer großen Mehrheit der Befragten abgelehnt. Nur 19 Prozent bekannten sich dazu, 71 Prozent hielten ein solches Verhalten für übertrieben – auch Frauen zu 65 Prozent.
Die Einstellung zum „Gendern“ sei dabei keine Frage der Generation. Denn auch die Befragten unter 30 waren zu 65 Prozent der Ansicht, ein solcher Sprachgebrauch sei übertrieben. Selbst unter den Sympathisanten der Grünen betrage der Anteil der kompromisslosen Befürworter der „gendergerechten“ Sprache nur 25 Prozent. 65 Prozent der Grünen-Anhänger wandten sich dagegen.
Die Rolle der Massenmedien
Petersen stellt in diesem Zusammenhang eine deutliche Diskrepanz zwischen den Sprach- und Verhaltensnormen der Bürger und der öffentlichen Diskussion fest. „Wer im persönlichen Umfeld Zigeunerschnitzel bestellt, von Indianerhäuptlingen spricht und es sich erspart, im privaten Gespräch ‚Gendersternchen‘ mitzusprechen, wird kaum jemals auf den Unmut seiner Mitmenschen stoßen.“ Ohne die Massenmedien könnte also „ein solcher öffentlicher Druck gegen die Einstellungen der Mehrheit“ nicht aufgebaut werden. Es spreche einiges dafür, dass sich die intellektuellen Diskussionen um solche Themen teilweise von der Lebenswirklichkeit der Bürger entkoppelt hätten. Für die Gesellschaft entstehe dadurch jedoch ein Konfliktpotential.
„Für die beteiligten Medien ist es problematisch, weil Zuspruch und Glaubwürdigkeit in Gefahr sind. Und auch die Bereitschaft der Bevölkerung, sich sprachlich gängeln zu lassen, ist nicht grenzenlos.“ 55 Prozent erklärten immerhin, sie weigerten sich, ihre Ausdrucksweise anzupassen, weil es sie nerve, wenn andere ihnen ihre Sprachregelungen aufzwingen wollten. Nur 19 Prozent stimmten der Aussage ausdrücklich nicht zu. Lediglich die Grünen-Anhänger zeigten sich in dieser Frage gespalten.
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