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Kommentar

Ukraine: „Wir befürchten, dass es viele Tote geben wird“

24.02.2022

Wie ist die Situation in der Ukraine? Eine Einschätzung. Foto: unsplash.com
Wie ist die Situation in der Ukraine? Eine Einschätzung. Foto: unsplash.com

Wie ist die Situation in der Ukraine? Wie geht es Mitarbeitern von deutschen Missionsgesellschaften? Die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hat Waldemar Benzel von „Licht im Osten“ (Korntal) um eine Einschätzung gebeten. Er ist Bereichsleiter für Mission in der Ukraine und in einigen weiteren Ländern.

Bis zum 23. Februar war die Stimmung in der Ukraine angespannt, aber ohne Panik. Heute ist alles anders. Es gibt wenig Bargeld an den Automaten, lange Staus vor den Tankstellen, auch im westlichen Teil der Ukraine werden militärische Stützpunkte angegriffen, manche Städte werden mit Raketen aus Russland beschossen, auch über Weißrussland sind russische Panzer in die Ukraine eingedrungen.

Die Menschen in der Ukraine hatten gehofft und geglaubt, dass so ein Wahnsinn nicht stattfindet. Auch ich bin wirklich überrascht, dass Wladimir Putin so weit gegangen ist.

Wie es den Missionaren im Land geht

Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Partnerorganisationen vor Ort. Was sie uns sagen, ist bedrückend. Wir befürchten, dass es viele Tote geben wird. Der ukrainische Leiter von Licht im Osten, Pawel Dawidjuk, war bis gestern noch in Deutschland und ist auf dem Rückweg nach Kiew. Wir hatten ein neues Projekt gestartet, um Menschen zu helfen, denen das Nötigste zum Leben fehlt.

Wir hatten ihm gestern Geld und Versorgungsgüter mitgegeben. Wir hoffen und beten, dass er und seine Familie wieder gesund ankommen. Unseren „Licht im Osten“-Missionaren in Putilowitschi, rund 50 Kilometer von der weißrussischen Grenze entfernt, und in Odessa geht es bislang gut. Aber Angst und Panik nehmen zu.

Ein Pastor aus der Ostukraine war gerade in den Westen des Landes unterwegs, als der Beschuss der Region begann. Er hat eine Nacht aus Sicherheitsgründen in einem Bunker verbracht. Inzwischen ist er wohlbehalten in Kiew angekommen, aber auch da heulten heute die Kriegssirenen auf.

Bislang wollten die Gemeindemitglieder nicht das Land verlassen

Bislang wollte keiner aus den Gemeinden, mit denen wir Kontakt haben, das Land verlassen. Vor kurzem hatte zum Beispiel eine polnische Missionsgesellschaft über unseren ukrainischen Leiter Dawidjuk angeboten, dass sie bis zu 40 ukrainische Familien für ca. zwei Monate im polnischen Breslau unterbringen könnten. Sie würden alle Kosten übernehmen – und wenn noch mehr Familien Interesse hätten, würden sie noch ein weiteres Haus anmieten.

Unsere Mitarbeiter haben das in ihren Gemeinden bekanntgegeben, aber nicht eine Familie wollte gehen. Das zeigt den großen Zusammenhalt, diese Christen sind im besten Sinne patriotisch. Auch jetzt will, soweit wir das mitbekommen, niemand das Land verlassen. Wer in den Städten beschossen wird, flieht in die Dörfer. Doch wenn die Situation schlimmer wird, könnte sich das ändern.

Bitte betet mit uns

Eskaliert die Situation weiter, wird es auf beiden Seiten Tote geben. Das ist unsere große Sorge. Denn dann kann man aus menschlicher Sicht nicht mehr daran glauben, dass Russen und Ukrainer anschließend wieder brüderlich miteinander umgehen werden. Wenn es Tote gibt, wenn Menschen in diesem sinnlosen Krieg umkommen, wird das den bereits produzierten Hass noch mehr schüren.

Wir beten, dass es nicht so weit kommen wird und bitten alle Christen, sich diesem Gebet anzuschließen und dafür zu bitten, dass Menschen in der aktuellen Kriegsnot Halt bei Jesus Christus suchen und finden.

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