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Politik

Ukraine-Konflikt: Bremer Friedensbeauftragter rechnet nicht mit Krieg

10.02.2022

Andreas Hamburg ist Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche. Foto: BEK Pressestelle/ Matthias Dembski
Andreas Hamburg ist Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche. Foto: BEK Pressestelle/ Matthias Dembski

Bremen (IDEA) – Einer der beiden Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche, der aus der Ukraine stammende Pastor Andreas Hamburg, rechnet nicht damit, dass es zu einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine kommt. Das sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

In Russland herrsche das Selbstverständnis vor, dass man eine „friedliche Nation“ sei. Wenn es zu einem Krieg komme, werde aber Russland der Aggressor sein, weil der Westen niemals angreifen werde. Dann könne das Selbstbild nicht aufrechterhalten werden.

Der 48-jährige Geistliche kam als Spätaussiedler 1995 nach Deutschland und arbeitet seit 2019 als Pastor in der evangelischen St.-Markus-Gemeinde in Bremen. Er hat nach eigenen Angaben zahlreiche Kontakte in die Ukraine. Seit Ende Oktober zieht Russland Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammen. Seitdem unternehmen die USA und die Europäische Union diplomatische Anstrengungen, eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.

Kann nur Gott Putin bändigen?

Ohne den russischen Präsidenten Wladimir Putin namentlich zu erwähnen, sagte Hamburg IDEA: „Es ist unsagbar schwer, in einen Dialog mit einem Menschen zu treten, der Angst und Unsicherheit zur Grundlage seines politischen Handels macht und eine sehr einzigartige Auffassung der Wahrheit hat.“ Hamburg verwies in dem Zusammenhang auf die Anmerkung eines orthodoxen Geistlichen, der gesagt habe, „dass wir bei solchen Menschen mit Kräften zu tun haben, die unheimlich sind und die nur Gott bändigen kann“.

Der Pastor bewundert alle Politiker, „die versuchen, für Frieden und Deeskalation zu sorgen“. Er bete dafür, dass sie in ihren Bemühungen nicht nachlassen. An die Kirchen und die EKD appellierte Hamburg, die ökumenischen Kontakte zu stärken und etwa im Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche darauf hinzuwirken, dass sie sich im direkten Gespräch mit Putin für den Frieden einsetzt.

Hamburg war lutherischer Vizebischof in der Ukraine

Nach dem Theologiestudium war Hamburg im Auftrag der bayerischen Landeskirche von 2009 bis 2015 Pastor von kleinen deutschsprachigen Gemeinden im Raum Odessa. Von 2009 bis 2013 amtierte er auch als stellvertretender Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine (DELKU). Zugleich war er Vertreter der Kirche gegenüber der Regierung der Ukraine. Zur DELKU gehören zur Zeit 14 Gemeinden mit rund 2.000 Mitgliedern. Neben Hamburg ist auch Pastor Jasper von Legat (33) Friedensbeauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche.

Nach „Gesten der Entfeindung“ suchen

Von Legat war Hauptredner bei einer Friedenskundgebung der Kirche am 9. Februar auf dem Marktplatz in Bremen. Er rief vor 300 Teilnehmern dazu auf, alle zur Verfügung stehenden Kanäle nach Russland und die Ukraine nutzen, um Signale des Friedens zu senden: „Niemand möchte Krieg.“ Er erinnerte zudem daran, dass Russland und die Ukraine im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland überfallen wurden: „Die Erinnerung an unsägliches Leid und Grauen und Mord gehört zum kollektiven Gedächtnis dieser beiden Länder.“ Deshalb müsse man nach „Gesten der Entfeindung“ suchen. Dazu gehöre es, keine deutschen Waffen in die Ukraine zu liefern: „Waffen steigern die Kriegsgefahr.“ Unter den Besuchern der Kundgebung waren auch die früheren Bremer Bürgermeister Henning Scherf und Carsten Sieling (beide SPD).

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