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Glaube

Thomas de Maizière: Was mich an Aussagen der Kirchen stört

27.06.2021

Der ehemalige Bundesinnenminister und engagierte Christ Thomas de Maizière. Foto: thomasdemaiziere.de
Der ehemalige Bundesinnenminister und engagierte Christ Thomas de Maizière. Foto: thomasdemaiziere.de

Berlin (IDEA) – „Der Glaube ist mir sehr wichtig. Er hat mir in schwierigen persönlichen Lagen geholfen.“ Das bekannte der ehemalige Bundesinnenminister und engagierte Christ Thomas de Maizière (CDU) im Interview mit der Welt am Sonntag (Ausgabe 27. Juni).

Der 67-jährige Abgeordnete wird nach der Wahl im September aus dem Bundestag ausscheiden. Sein konkretes politisches Handeln habe er aber nie aus seinem Glauben abgeleitet, betonte der Protestant: „Es hat mich immer gestört, wenn Kirchenvertreter sagten, aus christlichen Gründen müsse etwa der Hartz-IV-Satz angehoben werden.“

Die Stimme der Kirchen ist in der Politik keine herausgehobene

Zur Rolle der Kirche sagte de Maizière, sie solle die Politik kritisch begleiten: „An manchen politischen Äußerungen der Kirchen stört mich, dass sie zuweilen den Anspruch haben, ihre Position sei eine herausgehobene.“ In der praktischen Politik sei die Stimme der Kirche aber genauso zu gewichten wie etwa die der Gewerkschaften.

Das letzte Wort hat Gott

Der Staat wiederum habe die Rolle, die Freiheit zu organisieren. Er sei darum nicht wichtiger als die Freiheit, aber wichtiger als die Wirtschaft, Verbände, Nichtregierungsorganisationen und Bewegungen: „Der Staat hat eine ordnende Funktion. Er muss das vorletzte Wort haben. Das letzte hat Gott.“

Die politische Auseinandersetzung ist nach Einschätzung von de Maizière nicht härter geworden. Er verwies auf die Auseinandersetzung um die Wiederbewaffnung, die Ostverträge, die Nachrüstung, die Atomkraft sowie die Attacken auf den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt (1913–1992) oder auf den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (1915–1988): „Das alles haben wir vergessen.“ Anders sei heute allerdings der Hass im Internet.

Zum politischen Umgang mit der Corona-Krise sagte de Maizière, die Runde der Ministerpräsidenten könne keine exekutiven Entscheidungen bis in Details treffen: „Die Mikrosteuerung in einer solchen Lage müsste ein ressort- und länderübergreifender Krisenstab treffen, verbindlich und zügig. So etwas fehlt.“

Zahlreiche Spitzenämter – kirchlich aktiv

Der CDU-Politiker de Maizière hatte zahlreiche Spitzenämter in der Politik inne. So war er Bundesinnenminister (2009–2011 und 2013–2018) sowie Bundesverteidigungsminister (2011–2013). 1983 begann seine politische Laufbahn, zunächst als Redenschreiber für den damaligen Berliner Regierenden Bürgermeister Richard von Weizsäcker (1920– 2015). Nach dem Fall der Mauer unterstützte de Maizière seinen Vetter und Ministerpräsidenten der DDR, Lothar de Maizière, etwa bei den Verhandlungen über den Einigungsvertrag.

Anschließend wurde er in Mecklenburg-Vorpommern Staatssekretär im Kultusministerium. Auf seinem weiteren Weg leitete er die dortige Staatskanzlei (1994–1998) und danach die in Sachsen (1999–2002), bevor er verschiedene Ministerämter im Freistaat bekleidete. 2005 wechselte der Politiker auf Anregung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in die Bundespolitik: Er wurde Chef des Kanzleramts (2005–2009). Nach 13 Jahren auf der Regierungsbank wechselte de Maizière im März 2018 in die Reihen der Bundestagsabgeordneten. Dort vertritt er den Wahlkreis Meißen.

Im September stellt er sich nicht wieder zur Wahl. Der Protestant bekannte sich in der Öffentlichkeit wiederholt zu seinem christlichen Glauben. So sprach er 2015 als Hauptredner beim von der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA veranstalteten Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF) in Hamburg sowie auf den Deutschen Evangelischen Kirchentagen 2015 Stuttgart und 2017 in Berlin. Der Politiker war auch kirchlich aktiv. So gehörte er von 2002 bis 2007 als berufenes Mitglied zur Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

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