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Theologieprofessor kritisiert EKD-Unterstützung für „Letzte Generation“

23.11.2022

Der Bochumer Theologieprofessor Günter Thomas. Foto: Marquard
Der Bochumer Theologieprofessor Günter Thomas. Foto: Marquard

Bochum (IDEA) – Der Bochumer Theologieprofessor Günter Thomas hat Kritik an der Solidarisierung der EKD-Synode mit der radikalen Klimabewegung „Letzte Generation“ und am Tempolimit-Beschluss der Synode geübt. Sie seien „echte Fehler“ und „grundfalsch“ gewesen, schrieb Thomas in einem Offenen Brief an die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich (Regensburg).

Zum Hintergrund: Die Sprecherin der „Letzten Generation“, Aimée van Baalen (Dresden), hatte auf Einladung des Präsidiums vor der EKD-Synode in Magdeburg gesprochen. Ihre Ausführungen wurden von vielen Synodalen mit Applaus quittiert. Am Rande der Tagung erklärte Heinrich vor Journalisten, Straßenblockaden seien ein legitimes Mittel des zivilen Widerstandes der Klimaaktivisten. An die Gruppe gerichtet sagte Heinrich: „Wir solidarisieren uns mit euch.“

Die Synode sprach sich außerdem in einem Beschluss dafür aus, bei Fahrten „im kirchlichen Kontext“ ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen einzuhalten.

In seinem Brief an Heinrich schrieb Thomas, er habe den Eindruck, „nicht mehr in die Kirche zu passen, die Sie und die Synode mit großer Überzeugung repräsentieren wollen“. Deshalb bitte er um Antwort auf die Frage, wie er sich vor dem Hintergrund von Solidarisierung und Tempolimit-Beschluss verhalten solle: „Soll ich einfach schweigen? Soll ich mich irgendwie fügen und unterordnen? Legen Sie mir nahe, die Evangelische Kirche zu verlassen?“ Diese Fragen stellten sich „auch so manchem ähnlich denkenden Mitchristen“.

„Rettende Transzendenz“ geht verloren

In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ sagte Thomas, die Einladung der Klimaaktivistin zur Synode erweise sich im Rückblick als gravierender Fehler. Der stehende Applaus für sie habe den Eindruck erweckt, dass sich die evangelische Kirche „zur Vorfeldorganisation einer radikalen Gruppe machen lässt“.

Weiter sagte der Theologe, im deutschen Protestantismus scheine sich derzeit der „linke Flügel der Reformation“ durchzusetzen, der „politisch und moralisch permanent aufs Tempo drückt“. Dadurch drohe die „rettende Transzendenz“ verloren zu gehen, die mit dem Handeln Gottes rechne. „Wenn dieser handelnde Gott aber abhanden kommt, wird die religiöse Rhetorik des Protestantismus zu wenig mehr als zum beschleunigenden Schubverstärker politischer Ansinnen“, so Thomas.

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