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Menschenrechte

Texas: Wie Satanisten das Abtreibungsverbot umgehen wollen

17.12.2021

Ein Ultraschallbild eines Embryos. Symbolbild: pixabay.com
Ein Ultraschallbild eines Embryos. Symbolbild: pixabay.com

Berlin/Austin (IDEA) – Satanisten in den USA wollen das Abtreibungsgesetz im Bundesstaat Texas für ihre Mitglieder umgehen. Das Gesetz verbietet Abtreibungen, sobald der Herzschlag des ungeborenen Kindes festgestellt werden kann, was meist nach sechswöchiger Schwangerschaft der Fall ist.

Die in den USA als Kirche anerkannte Bewegung „The Satanic Temple“ (Der Satanische Tempel) – sie hat über 300.000 Mitglieder – definiert Abtreibung als religiöses Ritual und will so erreichen, dass Mitglieder der Religionsgemeinschaft in Texas einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen dürfen. Das berichtet die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in ihrer zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift (Ausgabe 6/21).

Zum Hintergrund: Die Satanisten berufen sich auf den „Religious Freedom Restoration Act“ (Gesetz zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit). Das Gesetz erlaubt es in den USA, bei bestimmten religiösen Handlungen illegale Substanzen zu konsumieren. Anlass für die Einführung 1993 war die Verwendung des meskalinhaltigen Peyote-Kaktus in Ritualen von Indianern. Meskalin hat eine ähnliche Wirkung wie die Droge LSD. In Analogie dazu will die satanistische Gruppe erreichen, dass Frauen die Abtreibungsmittel Mifepriston und Misoprostol legal einnehmen dürfen.

Derzeit werde der entsprechende Antrag des „Satanischen Tempels“ durch die Gesundheitsbehörde „U.S. Food and Drug Administration“ (US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel) juristisch geprüft, so EZW. Die Satanisten-Gruppe hat Mitte Dezember auf Twitter einen Aufruf an ihre Mitglieder in Texas gerichtet, die ein Abtreibungsritual durchführen möchten. Sie sollen sich mit ihr in Verbindung zu setzen, um rechtlichen Beistand zu erhalten. Gründer von „The Satanic Temple“ waren 2013 Malcolm Jarry (bürgerlicher Name: Cevin Soling) und der heutige Sprecher der Organisation, Lucien Greaves (bürgerlicher Name: Douglas Misicko). Der Hauptsitz befindet sich in Salem (Bundesstaat Massachusetts).

Satanisten kämpfen gegen Einflussnahme von Evangelikalen

Die Gruppe versteht sich laut EZW als „nichttheistische“ Bewegung und nutze „die Satan-Figur als Symbol für die Auflehnung gegen ein tyrannisches System“. Mit ihrer Selbstbezeichnung und diversen Aktionen habe sie häufig bei der evangelikal geprägten Bevölkerung Anstoß erregt, was ihr viel mediale Aufmerksamkeit eingebracht habe. Dadurch sei auch ihre Mitgliederzahl gewachsen. Es gebe über 30 Ortsverbände, darunter je einen in Großbritannien und Australien. Die Bewegung sehe in dem neuen texanischen Gesetz eine unrechtmäßige Einflussnahme einer Religion – nämlich des evangelikal geprägten Christentums – auf die Angelegenheiten des Staates sowie einen Angriff auf die körperliche Selbstbestimmtheit von Frauen.

Das verschärfte Abtreibungsgesetz in Texas war am 1. September in Kraft getreten. Im Oktober erließ ein Bundesgericht in der texanischen Hauptstadt Austin eine einstweilige Verfügung gegen das Gesetz. Inzwischen hat der US-Supreme Court – das höchste Gericht in den USA – entschieden, dass das Abtreibungsgesetz in Kraft bleibt. Es erlaubte Anbietern von Schwangerschaftsabbrüchen jedoch, gegen das Gesetz zu klagen.

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