Ressorts
icon-logo

Glaube

Tausende Zeugen Jehovas melden sich bei Hilfsangebot

21.04.2023

In Deutschland zählt die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas nach eigenen Angaben über 200.000 Mitglieder. Foto: Picture Alliance/Geisler-Fotopress/Christoph Hardt/Geisler-Fotopress
In Deutschland zählt die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas nach eigenen Angaben über 200.000 Mitglieder. Foto: Picture Alliance/Geisler-Fotopress/Christoph Hardt/Geisler-Fotopress

Wisch (IDEA) – In Deutschland suchen viele Mitglieder der Zeugen Jehovas nach Hilfe. Das beobachtet ein ehemaliges Mitglied dieser Religionsgemeinschaft, Tobias Ain (Wisch bei Kiel). „In den letzten Jahren haben mich Tausende Menschen angeschrieben, die aussteigen wollen oder bereits ausgestiegen sind“, sagte Ain gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar).

Vor zwei Jahren hat er das Hilfsangebot „Betesda hilft“ gegründet. Unter dem Motto „Loskommen, rauskommen, zusammenkommen“ unterstützen er und ein ehrenamtliches fünfköpfiges Team Zweifler oder Aussteiger. Stark nachgefragt sei auch das Angebot der Telefonberatung, so Ain.

Dazu füllen die Hilfesuchenden auf der Internetseite ein Formular aus und werden anschließend telefonisch von Ain oder einem Teammitglied kontaktiert. „Oft brauchen die Leute einfach jemanden, der ihnen zuhört. Sie müssen hören: Du bist nicht allein. Du wurdest Opfer.“ Merke das Team jedoch, die Person benötigt psychiatrische Hilfe, vermittele man sie weiter. Ain verließ im Jahr 2019 nach 27 Jahren Mitgliedschaft die Religionsgemeinschaft.

Tobias Ain ist Gründer der Plattform „Betesda hilft“. Foto: Privat

Konferenz für Aussteiger

Neben „Betesda hilft“ betreibt er den größten deutschsprachigen YouTube-Kanal für Zeugen-Jehovas-Aussteiger. Seine Videos haben insgesamt über eine Million Aufrufe. Vom 22. bis 23. September findet zudem die zweite Konferenz von „Betesda hilft“ statt. Die Veranstaltung findet in den Räumen der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hamburg statt. Es werden bis zu 350 Teilnehmer erwartet.

Die Zeugen Jehovas sind eine religiöse Sondergemeinschaft, die sich selbst als christlich versteht. Sie haben ihre Ursprünge in den USA und glauben nicht an die Göttlichkeit Jesu. Das Feiern von Geburtstagen und kirchlichen Festen wie Weihnachten und Ostern lehnen sie als „heidnische Bräuche“ ab. Die weltweit über acht Millionen Mitglieder in 240 Ländern verweigern sich Bluttransfusionen ebenso wie dem Militärdienst und der Teilnahme an Wahlen.

In Deutschland hat die Gemeinschaft nach eigenen Angaben über 200.000 Mitglieder. Die deutsche Zentrale befindet sich in Selters (Taunus). Evangelische Weltanschauungsbeauftragte äußerten sich wiederholt kritisch über die Zeugen Jehovas. Die Religionsgemeinschaft versuche, sich in der Öffentlichkeit als modern und offen darzustellen, sei aber intern straff hierarchisch aufgebaut. Auf die Mitglieder werde enormer psychischer Druck ausgeübt. Zweifel an Glaubenssätzen würden nicht geduldet und Aussteiger mit sozialer Isolation emotional unter Druck gesetzt.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.

4 Wochen IDEA Digital 8,50 Euro 1,00 Euro

Entdecken auch Sie das digitale Abo mit Zugang zu allen Artikeln auf idea.de