Interview
Wo Politiker und junge Christen ins Gespräch kommen
01.12.2023
Vom 13. bis 15. Dezember finden im Deutschen Bundestag zum 29. Mal auf Einladung mehrerer Abgeordneter die „Tage der Begegnung“ statt. Die Veranstaltung will junge Menschen mit politischen Verantwortungsträgern ins Gespräch bringen. Dazu drei Fragen von IDEA-Volontärin Artemis Schech an Christian Grewing. Er ist Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins „Internationales Jugendforum“, der die „Tage der Begegnung“ organisiert.
IDEA: Was können junge Christen in der Politik bewirken?
Grewing: Christen können Hoffnungsträger sein. Es ist offenkundig, dass die Bundesregierung in einer Krise steckt. In Europa herrschen Unruhen, und die Kriege auf der Welt erfordern viel Aufmerksamkeit. Die Dichte und Fülle der Probleme und Herausforderungen ist sehr hoch. Ich höre aktuell die Frage häufig: Woher soll die Kraft kommen, um weiterzumachen? Christen wissen, dass sie nicht aus eigener Kraft schöpfen, sondern Gott ihnen Kraft schenkt.
Außerdem sollten Christen wissen, dass sie nichts allein schaffen, sondern aufeinander zugehen müssen und kompromissbereit sein sollten. Das ist bei jungen Menschen noch mal deutlicher ausgeprägt. Für unsere Gesellschaft ist es ein großer Gewinn, wenn junge Gläubige sich politisch engagieren, weil sie christliche Werte in den Politikalltag einbringen können. Außerdem geht insgesamt die Zahl von jungen Menschen, die sich in der Politik engagieren, zurück – damit steigen die Möglichkeiten, wirklich eine Stimme zu sein, die den Unterschied macht.
IDEA: Was ist das Alleinstellungsmerkmal der „Tage der Begegnung“?
Grewing: Die Teilnehmer sind hautnah am Puls des Bundestags und der Abgeordneten. Das Besondere ist die ehrliche Grundstimmung an den Tagen. Sie ermöglicht es den Politikern, sehr offen zu sprechen, auch über ihren Glauben. In den vergangenen Jahren haben viele Teilnehmer gefragt, wie Politiker mit Niederlagen umgehen. Denn Politik bedeutet nicht nur Sieg.
In den Rückmeldungen äußerten sie sich überrascht, dass die Politiker authentische Antworten geben, die auch ihnen weiterhelfen. Die jungen Menschen lernen, dass Politiker nicht von heute auf morgen an ihr Bundestagsmandat gekommen sind. Ihre Karrieren begannen, weil sie den Schritt wagten, sich auf untergeordneten Ebenen politisch zu engagieren.
IDEA: Was können die Teilnehmer der „Tage der Begegnung“ für ihren Gemeindealltag lernen?
Grewing: Da gibt es viele Parallelen. Zum Beispiel: Nach der Corona-Zeit mussten Kirchen und Gemeinden viel leisten, um die Menschen wieder an das echte Miteinander zu gewöhnen. Gottesdienste wurden moderner und das Programm angepasst, es ging viel um Gestaltungsformen. In Rahmen der „Tage der Begegnung“ kam vonseiten der Politik gelegentlich die Frage auf: Kann Kirche sich nicht wieder auf das Wesentliche konzentrieren – also auf die Verkündigung des Evangeliums?
Ähnlich verhält es sich in der Politik. Die meisten Bürger wünschen sich Stabilität: ein geregeltes Einkommen, mit dem sie gut über die Runden kommen; eine Sicherheit, wenn sie krank sind oder alt werden. Seit einigen Jahren besteht der Eindruck, dass die Regierenden die Sorgen der normalen Bürger nicht wahrnehmen. Dahinter steckt also die gleiche Anfrage an Politik und Kirche: Wie behalten wir unsere Grundsubstanz im Auge und die Menschen im Blick?
Über die „Tage der Begegnung“
Die „Tage der Begegnung“ sind eine Veranstaltung für Menschen zwischen 18 und 28 Jahren. Sie finden in diesem Jahr vom 13. bis 15. Dezember statt. Vorgesehen sind Gespräche mit politischen und gesellschaftlichen Verantwortungsträgern über Glaube, Werte und Politik. Abgeschlossen werden die „Tage der Begegnung“ durch ein gemeinsames Frühstück der Teilnehmer mit Abgeordneten aus allen Fraktionen im Deutschen Bundestag.
Eine Anmeldung ist weiterhin hier möglich. Für die Anmeldung wird dieser Code benötigt: TdB2023
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