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Gesellschaft

Suchttherapeut gegen Legalisierung von Cannabis

14.10.2021

Führt er zu Psychosen? Ein brennender Joint. Symbolbild: pixabay.com
Führt er zu Psychosen? Ein brennender Joint. Symbolbild: pixabay.com

Frankfurt am Main (IDEA) – Kritik an Überlegungen in der Politik, den Konsum von Cannabis-Produkten – etwa Haschisch – freizugeben, hat ein evangelikaler Suchttherapeut geübt. Wie der Leiter der christlichen Drogenhilfe „Lebenswende“ in Frankfurt am Main, Viktor Belalov, der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, sind die Langzeitfolgen des Cannabiskonsums noch nicht umfassend erforscht. Er sei in Afghanistan aufgewachsen. Dort sei es in den 1980er Jahren üblich gewesen, Cannabis wie Tabak zu rauchen: „Die Leute sind daraufhin kindisch geworden.“

Inzwischen gebe es auch erste Studien, die zeigten, dass es zu Wesensveränderungen komme: „Das Gehirn wird geschädigt.“ Studien, nach denen der Konsum von Cannabis ungefährlich sei, sieht er kritisch. Gerade Jugendliche würden schneller als Erwachsene abhängig. Für viele sei Cannabis auch nur der Einstieg in härtere Drogen. Belalov und die „Lebenswende“ treten für einen generellen Verzicht auf Drogen ein.

Kinder- und Jugendpsychiater: Cannabiskonsum erhöht Psychose-Risiko

Ähnlich äußerte sich der Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg, Prof. Rainer Thomasius. Regelmäßiger Cannabiskonsum sei bei Jugendlichen und Heranwachsenden sehr gefährlich, sagte er der Zeitung „Die Welt“. Die Folgen seien verminderte Intelligenz, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit. Die Gefahr, an einer Psychose zu erkranken, erhöhe sich um den Faktor 3,2.

In Hamburg wurde im September ein 29-Jähriger vom Landgericht in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen, nachdem er zunächst eine Freundin erwürgt, ihre Leiche zerstückelt und anschließend seine Mutter mit 63 Messerstichen getötet hatte. Nach Ansicht des Gerichts ist er schuldunfähig. Ursache für seine paranoide Schizopherie sei sein langjähriger Cannabiskonsum.

SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach für Legalisierung

Zuletzt hatte sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dafür ausgesprochen, in einem möglichen Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP eine Legalisierung von Cannabis festzuschreiben. Zuvor habe er jahrelang eine andere Auffassung vertreten, sagte er gegenüber der Tagesschau am 13. Oktober. Mit einer Legalisierung von Cannabis ließe sich der Handel mit verunreinigtem Haschisch unterbinden.

FDP und Bündnis 90/Die Grünen sind ebenfalls für eine Legalisierung von Cannabis. Eine „Entkriminalisierung“ könnte nach Ansicht beider Parteien auch Polizei und Justiz entlasten und den Schwarzmarkt austrocknen.

„Lebenswende“: Alle Reha-Plätze belegt

Die „Lebenswende“ wurde 1978 gegründet. Zu ihr gehören drei Rehabilitationszentren für Drogenabhängige mit 28 Plätzen in Frankfurt am Main und zehn in Hamburg. Über 1.000 Betroffene haben dort bisher Therapien durchlaufen. 70 Prozent schafften den Ausstieg aus der Sucht, sagte Belalov IDEA. Wie er weiter erläuterte, hat die Corona-Pandemie die Nachfrage nach Reha-Plätzen bei der „Lebenswende“ steigen lassen. Alle Plätze seien gegenwärtig belegt: „Wegen der Pandemie mussten einige Zentren schließen. Bei uns haben wir deshalb inzwischen sogar ein Matratzenlager eingerichtet.“

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