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Kommentar

Stimmt die Weihnachtsbotschaft?

16.12.2022

Der Engel verkündet den Hirten die frohe Botschaft. Symbolfoto: pixabay.com/Jeff Jacobs
Der Engel verkündet den Hirten die frohe Botschaft. Symbolfoto: pixabay.com/Jeff Jacobs

Das Christentum beginnt mit einem erstaunlichen Satz. Ein Engel ruft den Hirten in ihrer Nachtschicht zu: „Siehe, ich verkündige euch große Freude.“

Erste Deutung: Die christliche Botschaft ist ein Irrglaube

Doch sofort kommen die Faktenchecker und rufen laut: Fake-News!

Immer noch weinen Kinder. Immer noch gibt es Kriege und Krankheit. Immer noch gibt es Armut. Immer noch wird die Umwelt zerstört.

Nichts von großer Freude weit und breit. Die christliche Botschaft ist ein Irrglaube. Der Engel müsste eigentlich rufen: „Siehe, ich verkündige euch eine große Enttäuschung.“

Darum lasst uns Weihnachten ohne Jesus feiern. Wer will, mit vielen Geschenken. Mit lecker Essen. Mit unseren Lieben zusammen. Dann haben wir ein paar schöne Tage. Ohne diesen religiösen Nebel. Ohne dieses alte und gescheiterte Christusgerede.

Zweite Deutung: Die große Freude ist uns als Saat gegeben

Daneben gibt es eine zweite Deutung dieser Zusage: „Siehe, ich verkündige euch große Freude.“

Die geht etwa so: „Doch das stimmt, mit Jesus und der großen Freude. Allerdings ist uns die große Freude in Jesus nur als Saat gegeben. Eine Saat, die wir jetzt selber säen und begießen müssen, die wir hegen und pflegen müssen, damit sie gut wachsen und aufgehen kann. Und einmal dann werden wir die Früchte ernten können.“

Aus der großen Freude wird bei dieser Betrachtungsweise ein großes Zukunftsprojekt, ein großes Arbeitsprojekt: Wo Jesus heute keine anderen Arme und Beine hat als unsere, und wo es jetzt auf uns ankommt, das wir es verwirklichen: Frieden auf der Welt, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung.

Und dann verbinden sich Christen und Kirchen gerne mit politischen Ideologien, die ebenso große Pläne haben. Christen verbinden sich mit dem Sozialismus, der das utopische Freudenprojekt einer klassenlosen und gerechten Gesellschaft ernten möchte. Oder Christen verbinden sich mit der grünen Ideologie, die das utopische Freudenprojekt eines umfassenden Gleichgewichts mit der Nartur verwirklichen will. Die große Freude als Saatgut, die es mit vereinten Kräften umzusetzen gilt. Mit Tempolimit und Vermögenssteuer mitten in die Weihnachtsfreude hinein.

Dritte Deutung: Ja, es gibt diese große Freude!

Lassen sie mich noch zu einer dritten und letzten Deutung des Freudenrufes kommen:

Da sagen Christen: Ja, es gibt diese große Freude! Schon jetzt, obwohl in unserem Leben und auf dieser Welt weiterhin Krankheit, Schuld und Not herschen. Schon jetzt, weil uns in Jesus Christus große Freude geschenkt wird:

Ein Gott, der sich uns menschlich und liebevoll zuwendet und uns sein Herz schenkt.

Einen Frieden, den die Welt nicht geben kann.

Einen Frieden, der in göttlicher Geborgenheit wurzelt.

Eine Versöhnung mit der eigenen Gebrochenheit und mit den Ecken und Kanten unserer Mitmenschen.

Eine Liebe aus unversiegbaren Quellen.

Eine Hoffnung, die über den Tod hinausreicht.

Das alles wird uns geschenkt – schon jetzt – in diesem kleinen Kind in der Krippe. Und deshalb ist die große Freude berechtigt, selbst wenn Christen, Kirche, Menschen und Politik hinter dieser Erlösung immer weit zurückbleiben. Mit Weihnachten gibt es erfülltes Leben, trotz unerfüllter Wünsche.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Festtage! Mit hoffentlich nicht zuviel Stress, sondern auch ein wenig Innehalten, um darüber nachzusinnen, was das für Sie bedeutet, wenn der Engel ruft: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die aller Welt widerfahren soll, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist der Christus, der Gesalbte Gottes, der Herr!“

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