Frei-/Kirchen
Sollte sich die Kirche aus politischen Fragen heraushalten?
26.09.2021
München (IDEA) – Muss sich die Kirche aus politischen Fragen heraushalten? Mit dieser Frage hat sich die evangelische Pfarrerin Stefanie Schardien (Fürth) am Tag der Bundestagswahl (26. September) im Podcast „Evangelische Morgenfeier“ des Bayerischen Rundfunks beschäftigt.
Die biblischen Geschichten erzählten zweifellos nichts davon, dass Jesus als Gottes Sohn die politische Macht aushebeln oder gar an sich reißen wollte, so Schardien: „Es gab keine Jesus-Partei. Aber was die Jesusgeschichten schon berichten: dass er sich einmischt.“ Es gehe heute gar nicht darum, ob die Kirche und jeder einzelne Christ mit seinem Glauben politisch sein dürfe oder nicht: „Es geht vielmehr darum, aus welchem Grund und mit welchem Ziel wir uns einmischen.“
Parteien und Wahlsonntage haben keinen Anspruch auf Ewigkeit
Schardien verweist auf den Vers in 1. Johannes 5,4 (Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat). Sie habe, so Schardien, mit ihrem Glauben einen anderen Lebensgrund und andere Ziele.
Ihre letzten Hoffnungen lägen im Jenseits. Lebensformen, Parteien, Gerichtssäle und Wahlsonntage hätten keinen Anspruch auf Ewigkeit: „Das alles bleibt Vorletztes – nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger! Denn diesen großen letzten Hoffnungen soll hier, im Vorletzten, schon der Weg bereitet werden.“
Ein Glaube, der die Welt überwunden hat, will sich der Welt auch zuwenden
Damit machten Christen und die Kirche nicht selbst Politik, betont Schardien: „Sondern wir machen Politik möglich.“ Die Politik sei darauf angewiesen, möglichst viel von denen zu hören und zu erfahren, für die sie entscheiden und gestalten solle: „Dazu gehöre ich mit meinem Glauben, dazu gehört die Kirche als Institution: Mal gibt’s Unterstützung für politische Belange, mal gibt’s Contra.“
Ein Glaube, der die Stimme nicht erhebe bei Ungerechtigkeit, Unfriede oder Verletzung der Menschen an Leib und Seele, der habe die Welt nicht überwunden, sondern vergessen: „Der Glaube, der die Welt überwunden hat, der will sich ihr zuwenden: Helfen, Not lindern, Trösten, Stärken. Christliches Kerngeschäft: Dazu brauchen wir Herz und Seele, aber auch eine laute Stimme und zupackende Hände.“
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank.