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Interview

Schule vorbei? Das Ausland ruft!

02.04.2022

Manuel Himmler schätzt die Zeit und die Arbeit in Thailand sehr. Foto: DMG
Manuel Himmler schätzt die Zeit und die Arbeit in Thailand sehr. Foto: DMG

In Paraguay an einer Schule mithefen, in Israel herzkranke Kinder betreuen oder in Thailand Rollstühle reparieren – das können Freiwillige bei der Missionsgemeinschaft DMG. Der 21-jährige Manuel Himmler macht gerade einen Freiwilligendienst und erzählt im Interview mit IDEA-Redakteurin Erika Weiss, wie sein Alltag am anderen Ende der Welt aussieht. Der Artikel ist zuerst in der IDEA-Spezialausgabe „Aus- und Weiterbildung“ erschienen.

IDEA: Wo genau machen Sie Ihren Freiwilligendienst?

Himmler: Ich bin in Chiang Mai, das ist die zweitgrößte Stadt Thailands, etwa 700 Kilometer nördlich von Bangkok. Ich repariere Rollstühle, Rollatoren und andere Mobilitätshilfen, verteile sie an die Patienten und passe sie an. Menschen mit Behinderung sind in Thailand vom sozialen Leben ausgeschlossen. Wir wollen ihnen ein Lichtblick sein. Außerdem habe ich organisatorische Aufgaben – zum Beispiel Werkzeuge und Ersatzteile einkaufen oder Abrechnungen machen.

IDEA: Wie kam es dazu, dass Sie sich für einen Einsatz in Thailand entschieden haben?

Himmler: Ich wollte ins Ausland, etwas Neues sehen und Erfahrungen sammeln. Außerdem wollte ich ein Jahr für Gott investieren und seine Liebe praktisch weitergeben. Nach meinem Realschulabschluss habe ich Fachabitur in Kombination mit einer Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme gemacht. Mir war es wichtig, dass ich dieses Wissen miteinbringe. Als ich vom Rollstuhl-Projekt in Thailand gehört habe, wusste ich, dass das super zu meinen Fähigkeiten passt.

Manuel Himmler bringt die richtigen Fähigkeiten für die Arbeit im Rollstuhl-Projekt mit. Foto: DMG

IDEA: Wie lief der Bewerbungsprozess ab?

Himmler: Ich habe die Bewerbungsunterlagen ausgefüllt und wurde zu einem Bewerbertag eingeladen. Dort habe ich DMG kennengelernt und mich vorgestellt. Zwei Wochen später kam die Zusage. Ursprünglich war es geplant, dass ich von September 2020 bis Juni 2021 in Thailand bin. Aber durch Covid hat sich die Ausreise um vier Monate verzögert. Im Dezember 2020 ging es endlich los.

IDEA: Wie ging es weiter, als Sie in Thailand ankamen?

Himmler: Vom Flughafen in Bangkok ging es in ein Hotel, wo ich mit den anderen vier Freiwilligen für zwei Wochen in Quarantäne musste. In Chiang Mai mussten wir wieder in Isolation, weil Bangkok als Hochrisikogebiet galt. Rückblickend ist es aber genial gelaufen. Durch diese „verlorene“ Wartezeit haben wir uns dazu entschieden, den Einsatz zu verlängern. Insgesamt werde ich anderthalb Jahre hier sein.

IDEA: Wie finanzieren Sie Ihren Einsatz?

Himmler: Mein Einsatz wird durch einen Spenderkreis finanziert, den ich mir aufbauen muss. Durch Corona ist mein Einsatz deutlich teurer geworden. Aber auch hier habe ich erlebt, wie Gott mich versorgt.

Auch das Löten gehört zu Manuel Himmlers Aufgaben. Foto: DMG

IDEA: Wie sieht Ihr Alltag in Thailand aus?

Himmler: Mein Wecker klingelt um 6 Uhr. Ich nehme mir dann Zeit, in der Bibel zu lesen. Anschließend frühstücke ich mit den anderen Freiwilligen. Danach fahren wir mit den Rollern etwa eine halbe Stunde zur Arbeit. Das ist abenteuerlich, weil in Thailand jeder kreuz und quer fährt. Um 8:45 Uhr starten wir mit einem Team-Meeting, wo wir besprechen, was ansteht. Und um 9 Uhr beginnt die Arbeit: Wir sind in der Werkstatt, oft kommen auch Patienten, und wir suchen für sie einen passenden Rollstuhl aus. Manchmal fahren wir auch an andere Orte und verteilen Rollstühle. Um 12 Uhr machen wir Pause, ganz Thailand steht gefühlt mittags still. Feierabend haben wir um 16 Uhr. Abends kochen wir gemeinsam und haben dann noch etwas freie Zeit.

IDEA: Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Himmler: Ja, das war bei einem Einsatz, als wir bei einem Hausbesuch ein Bett reparieren sollten. Wir hatten nur die Information, dass die Fernbedienung defekt ist. In dem Zimmer, wo das Bett stand, war es stickig, und auf dem Bett lag ein Patient, der die ganze Zeit vor Schmerzen stöhnte. Ich legte mich unter das Bett, um die Elektronik zu checken, aber kam einfach nicht drauf, was das Problem war. Ich war verzweifelt. Da betete ich. Kurze Zeit später entdeckte ich eine Auffälligkeit am Transformator der Stromversorgung. Ich erinnerte mich, dass ich vor kurzem bei uns in der Werkstatt ein ähnliches Teil gesehen hatte. Wir fuhren zurück, um das Ersatzteil zu holen. Und tatsächlich war es das passende Teil, was so gut wie nie passiert. Glücklich fuhren wir zum Patienten, bauten es ein – und das Bett arbeitete einwandfrei. Gott hat mich nicht nur zu der Fehlerursache geführt, sondern sogar direkt mit dem passenden Ersatzteil versorgt.

Manuel Himmler hat vor seinem Einsatz eine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme gemacht. Foto: DMG

IDEA: Sie sind jetzt noch knapp drei Monate in Thailand – freuen Sie sich, bald wieder in Deutschland zu sein?

Himmler: Mir wird es sehr schwerfallen, Thailand hinter mir zu lassen. Die Arbeit und die entstandenen Freundschaften sind einfach genial. Außerdem bin ich unsicher, wie es für mich weitergeht. Vielleicht werde ich Elektrotechnik studieren oder auf eine Bibelschule gehen.

IDEA: Können Sie schon jetzt ein Resümee ziehen?

Himmler: Ich kann es noch gar nicht erfassen, was ich hier alles gelernt habe und wie ich mich verändert habe. Ich habe ein ganz anderes Verständnis für Kulturen bekommen. Auch im Glauben bin ich sehr gewachsen. Gott hat mich im zurückliegenden Jahr einfach unfassbar reich gesegnet.

IDEA: Vielen Dank für das Gespräch!

Freiwilligendienst

Die DMG bietet verschiedene staatlich geregelte Freiwilligendienste an, bei denen sich die Freiwilligen in sozialdiakonischen und praktischen Bereichen einsetzen.

Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD): Der Internationale Jugendfreiwilligendienst für Menschen zwischen 18 und 26 Jahren wird staatlich gefördert. Die Dauer beträgt mindestens sechs, maximal 18 Monate.

Anderer Dienst im Ausland (ADiA): Alternativ können Freiwillige bis zum 69. Lebensjahr am Programm „Anderer Dienst im Ausland“ teilnehmen. Dieser Einsatz ist staatlich anerkannt, aber ohne staatliche Förderung.

Damit Menschen Gott begegnen

Die DMG arbeitet in 60 Ländern mit rund 400 Mitarbeitern, um die Gute Botschaft in Wort und Tat weiterzugeben. Neben den staatlich geregelten Freiwilligendiensten sind kurze missionarische Einsätze (ab drei Monaten), aber auch Langzeiteinsätze von mehreren Jahren möglich.

DMG interpersonal e. V. Buchenauerhof 2 | 74889 Sinsheim dmgint.de | 07265 959100 | Kontakt@DMGint.de

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