Frei-/Kirchen
Rücktrittsangebot: Bedford-Strohm zollt Kardinal Marx Respekt
07.06.2021
München (IDEA) – Evangelische Kirchenvertreter haben dem Münchner Kardinal Reinhard Marx „großen Respekt“ gezollt, dass er Papst Franziskus seinen Amtsverzicht angeboten hat. Der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hatte dem Papst zur Begründung geschrieben: „Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten.“ Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen.
Mit seinem Amtsverzicht könne, so Marx, vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für einen neuen Aufbruch der Kirche. „Ich will zeigen, dass nicht das Amt im Vordergrund steht, sondern der Auftrag des Evangeliums.“ Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), äußerte neben Respekt auch „großes persönliches Bedauern“ über den Schritt von Marx. Sollte der Papst das Gesuch annehmen, „würde eine starke Stimme im jetzigen Amt fehlen“. Sein Rücktrittsangebot zeige „erneut die beispielgebende Gradlinigkeit und Konsequenz, mit der er die Erneuerung seiner Kirche betreibt“, schrieb Bedford-Strohm auf Facebook. Er zeigte sich zugleich überzeugt, dass die Ökumene auch in anderen personellen Konstellationen weiter wachsen werde. „Die Kirche sind nicht vor allem die Leitenden Geistlichen. Die Kirche ist das ganze Volk Gottes. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass die Kirchenspaltung überwunden wird.“
Was Käßmann unter Aufbruch versteht
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann (Hannover) würdigte, dass Marx anders als der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki persönlich Verantwortung für den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche übernehme. Diese brauche dringend Reformen. „Sie muss – wie die evangelische auch – Schuld bekennen gegenüber den Opfern von Missbrauch“, schrieb Käßmann in ihrer Kolumne bei „Bild am Sonntag“. Die katholische Kirche sei aber nicht an einen toten Punkt angekommen, wie es Marx formuliert hatte. Käßmann: „Es zeigt sich doch auch Aufbruch in der katholischen Kirche! Frauen verlangen Zugang zu allen Ämtern, Priester segnen homosexuelle Paare. Gemeinden hissen Regenbogenfahnen.“
Konservative Katholiken: Für „eine Wende hin zum Wort Gottes“
Das konservative „Forum Deutscher Katholiken“ erklärte zum Rücktrittsangebot von Marx, „tatsächlich braucht die Kirche in Deutschland – besser – brauchen die Katholiken eine ‚echte Umkehr‘ und eine Wende hin zum Wort Gottes und zur Lehre der Kirche“. Kardinal Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sähen das: „Diese Reform unterstützen wir!“ Vorsitzender des Forums ist der Ökonom Prof. Hubert Gindert (Kaufering/Oberbayern).
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