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Rein digitale Kirchengemeinden gründen?

05.10.2021

Viele Christen genießen die Vorzüge digitaler Gottesdienste. Symbolfoto: unsplash.com
Viele Christen genießen die Vorzüge digitaler Gottesdienste. Symbolfoto: unsplash.com

Wetzlar (IDEA) – Sollte man Gemeinden entwickeln, die rein digital kommunizieren? Darüber wird jetzt in der evangelischen Kirche angesichts der Erfahrungen in der Corona-Krise diskutiert. Zwei Theologen äußern sich dazu in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar): der Vorsitzende des Verbandes Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt (Westerstede), sowie der Vorsitzende des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, Dekan Till Roth (Lohr am Main).

Pro: Manche Menschen erreicht man nur digital

Kahnt zufolge hat es digitale Gottesdienste schon lange vor der Corona-Krise gegeben. Die Gemeinden hätten nun fast flächendeckend digitale Angebote für Gottesdienst, Seelsorge und Unterricht entwickelt. „Dabei wurden Menschen erreicht, die sich von analogen Formen bisher nicht angesprochen fühlten.“ Die Kommunikation der Menschen habe sich zu allen Zeiten verändert.

Außerdem bleibe auch der digitale Raum „offen für Übergänge in analoge Begegnung“. Kontakte im Digitalen drängten zu analoger Vertiefung, seien also nicht eindimensional. „Warum also reine Digitalgemeinden als Projekt nicht ausprobieren?“ Versierte Pfarrer „mit Spaß am Digitalen“ könnten segensreich wirken. „Erst mal in Gang gesetzt, wird sich zeigen, ob solche Gemeinden sich entwickeln und Bestand haben.“

Kontra: Digitale Gottesdienste sind nur eine Notlösung

Dekan Roth spricht sich zwar grundsätzlich „für das Beschreiten neuer Wege“ aus, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, virtuelle Gottesdienstfeiern seien jedoch „eine Notlösung während der Pandemie gewesen. Alle sind froh, wieder zur analogen Gemeinschaft zurückkehren zu können.“ Schüler und Studenten auf digitalem Weg anzusprechen, sei wichtig. Aber das könne „doch nur eine Brücke zu einer sich an einem Ort körperlich versammelnden Gemeinde sein“.

Selbst in „Unterdrückungs- und Verfolgungszeiten“ könne er sich „eine digitale Form des Sakramentengebrauchs nur in äußerster Not vorstellen“. Christsein und Kirche könnten nur ganzheitlich verstanden werden und müssten daher „unsere Leiblichkeit einbeziehen“.

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