Frei-/Kirchen
Publizistin Bednarz kritisiert politische Predigten
27.12.2021

München (IDEA) – Die Publizistin Liane Bednarz (München) hat sich gegen politische Predigten in den Kirchen ausgesprochen. In einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ schrieb sie, dass die Kirche „etwas anderes als eine Vorfeldorganisation des linken politischen Spektrums“ sei.
Ihre Kernbotschaft bestehe „aus Sünde, Tod, Erlösung und dem ewigen Leben“. Es sei „höchste Zeit, dass sie sich wieder darauf besinnt, statt ihre Gotteshäuser mit Politisieren leer zu predigen“.
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der sie nahestehe, so Bednarz weiter, habe insbesondere in der Ära von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) „eifrig dazu beigetragen, dass es um das Substanzielle kaum ging“.
Stattdessen habe der frühere Ratsvorsitzende das Bild einer sich zunehmend säkularisierenden Kirche bestätigt. Das führe sogar dazu, dass einige Protestanten den in Glaubensfragen als strenger empfundenen Katholizismus als attraktive Alternative wahrnähmen.
„Diese politische Schlagseite steht einer Volkskirche nicht gut an und ist für mich seit Jahren ein stetiges Ärgernis. Auch weil sie aus meiner Sicht ein Zerrbild der evangelischen Kirche vermittelt, die in ihrer Gesamtheit weitaus vielfältiger ist – sie verfügt auch über starke pietistische und evangelikale Strömungen, die sich glasklar von rechtsradikalen und fundamentalistischen Tendenzen abgrenzen, aber Frömmigkeit statt Parteipolitik in den Fokus rücken.“
Die Kirche im Bündnis mit „Fridays for Future“
Besonders drastisch habe sich die „Selbstverzwergung“ der EKD zum politischen Akteur Ende September gezeigt, als der Rat der EKD anlässlich des globalen „Klimastreiks“ geschlossen an der „Fridays for Future“-Demonstration in Hannover teilgenommen habe.
Die einseitige Parteinahme des Rats der EKD für diese Bewegung treibe die „Verdiesseitigung“ der Kirche auf die Spitze. Dabei schwinge die Aussage mit, dass nur derjenige „‚ein guter Christ‘“ sei, der für grüne Umweltpolitik stehe oder „Fridays for Future“ unterstütze.
„Damit schleicht sich ein antipluralistischer, ja politreligiöser Impuls ein, der Christen ausgrenzt, die wie ich der CDU/CSU oder der FDP nahestehen und deshalb beim Klima- und Umweltschutz eher auf marktwirtschaftliche Ansätze setzen. Ähnlich sieht es bei der durch Bedford-Strohm gegen den Willen vieler Konservativer durchgesetzten Entscheidung aus, das Bündnis United4Rescue und damit die ethisch wie rechtlich umstrittene private Seenotrettung im Mittelmeer mit Schiffen zu unterstützen.“
Lieber mit dem Bekenntnis zu Jesus Schlagzeilen machen
Die neue EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus (Bielefeld) und der Rat müssten sich dagegen zuerst den unangenehmen Fragen stellen. „Was ist zum Beispiel mit den dramatischen Austrittszahlen? Sage und schreibe 220.000 Menschen haben im Jahr 2020 der evangelischen Kirche den Rücken gekehrt, während sich die Zahl der Taufen auf 81.000 reduziert und damit fast halbiert hat.“
Es könne zwar unterschiedliche Motive für die Austritte geben, „aber gerade für konservative, fromme Menschen wie mich ist die Befürwortung einer Kirche mit einer politisierten Spitze nicht einfach – oder ehrlicher gesagt: oftmals frustrierend“.
Bednarz wünscht sich stattdessen „eine Kirche, die mit einem Bekenntnis zu Gott und Jesus Schlagzeilen macht und keine Angst davor hat, dafür vielleicht verlacht zu werden“.
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