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Glaube

Philippinen: Exorzisten sind stark gefragt

12.06.2025

Priester Eugene David. Foto: Roman Catholic Archdiocese of Manila
Priester Eugene David. Foto: Roman Catholic Archdiocese of Manila

Auf den Philippinen herrscht große Nachfrage nach Hilfe durch römisch-katholische Exorzisten, weil Menschen von bösen Mächten befreit werden wollen. Das geht aus einem Bericht der Berliner Morgenpost hervor. Demnach gibt es rund 300 Exorzisten in dem katholisch geprägten Land, darunter allein sieben in der Hauptstadt Manila.

Einer von ihnen ist der Priester Eugene David. Er berichtet: „Ich persönlich beschäftige mich pro Woche mit ein bis zwei Personen, die manchmal auch längere Zeit mit mehreren Sitzungen brauchen.“ Normalerweise gelinge es ihm, „mit den Gebeten eine hundertprozentige Heilung der besessenen Person zu erreichen“.

David und seine Kollegen behandeln den Angaben zufolge jährlich rund 150 Personen. Nur manchmal gelinge die Heilung nicht, wenn dem Betroffenen der Glaube fehle, so der Priester. Ihm zufolge können Dämonen „uns zwar erst mal Gefallen tun, uns reich machen, die Zukunft vorhersagen lassen oder so etwas“. Aber: „Irgendwann werden sie etwas einfordern. Dann wird man krank, oder die Beziehungen in der Familie werden schlecht.“

Warnung vor „Hexendoktoren“

David warnt zugleich vor unseriösen Hilfsangeboten: „Vor allem ältere Leute sind hier häufig verwundbar gegenüber selbst ernannten Heilern, die den Menschen irgendetwas versprechen.“ Oft glaubten die Menschen zwar an Jesus Christus, wüssten aber nicht genau, wie sie dem Glauben folgen sollten. „Unser Ziel ist, die Menschen vor diesen Hexendoktoren, die durch YouTube und so weiter populärer werden, mit unseren Angeboten spiritueller Heilung zu bewahren“, so der Geistliche, der im Vatikan ausgebildet wurde.

Die Erzdiözese Manila hat seit 2022 ein eigenes Ausbildungszentrum für Exorzisten. Es bietet einen einjährigen Kurs an. Wie Eugene David erläutert, müssen Hilfesuchende ihre Probleme zunächst detailliert aufschreiben: „Dann leiten wir den Fall an Ärzte oder Psychiaterinnen weiter.“ Erst nach einer psychologischen Beurteilung werde entschieden, ob Exorzismus im konkreten Fall sinnvoll sei. „Die Grenze zwischen psychologischer und spiritueller Heilung ist sehr schmal.“

Dämonenaustreibung unter Experten umstritten

Nach der Bibel haben Jesus und die Apostel Dämonen ausgetrieben. Umstritten ist aber, ob dieser Auftrag heute noch gilt. Zwei Experten äußerten sich 2022 in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA.

Der Pastor und Psychologe Michael Großklaus (Villingen-Schwenningen) sieht es in manchen Fällen als notwendig an, Dämonen auszutreiben. Allerdings seien viele Symptome auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Hier könne eine Therapie ansetzen. Wenn es sich nachweislich um eine Dämonisierung handle, „werden Dämonen in der Vollmacht Jesu ausgetrieben“.

Der Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Prof. Samuel Pfeifer (Riehen bei Basel), lehnt die Dämonenaustreibung dagegen ab. Hinter der Annahme der Besessenheit stünden oft natürliche Ursachen wie Schlafstörungen und Ängste. Pfeifer: „Die dämonische Erklärung greift zu kurz und fixiert den Menschen auf die Kraft des Bösen, anstatt hinzuweisen auf die christliche Hoffnung, die auch im Leiden trägt.“

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