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Kommentar

Pfingsten in Erfurt: Ein „BUJU-ABC“

30.05.2023

Zum diesjährigen Bundesjugendtreffen fanden sich in Erfurt rund 3.200 Teilnehmer ein. Foto: Christoph Schallert
Zum diesjährigen Bundesjugendtreffen fanden sich in Erfurt rund 3.200 Teilnehmer ein. Foto: Christoph Schallert

Ein persönliches „Blitzlicht-ABC“ von seinem Streifzug über das Bundesjugendtreffen (BUJU) der Freien evangelischen Gemeinden (FeG) zu Pfingsten (27.–29. Mai) hat Christoph Schallert (Mainz) formuliert. Das Treffen in Erfurt stand unter dem Motto „Paradox Peace“ und zählte 3.200 Teilnehmer.

Ankommen: „HALLI-HALLObpreis“ ist das erste, was das Begrüßungs-Team uns Neuankömmlingen zuruft, als wir an der Messe Erfurt aus der Straßenbahn steigen. Ich bin offensichtlich richtig hier.

Buntes Treiben und auch so einige „Berufsjugendliche“, also Mitarbeiter, prägen für mich das BUJU-Bild. Die Mischung macht’s!

Chaos in der Welt und im eigenen Leben – und zugleich der Friede Gottes: „Paradox Peace“. Das ist das diesjährige Leitmotiv. Könnte gar nicht passender sein, denke ich. Im Café Seelsorge haben ganz viele nette Menschen ein offenes Ohr (nicht nur) für das Chaos im Leben von Teilnehmern.

Digital ist hier fast alles: Es gibt keine gedruckten Programmhefte mehr, alles läuft über die BUJU-App. Zusätzlich gibt es eine Station mit Tablets zum Nachschauen. So werden ganz nebenbei Bäume gerettet.

Im „Funpark“ konnten die Jugendlichen friedlich ihre Kräfte messen. Foto: FeG Deutschland/BUJU/Stefan Hammacher

Generationenfragen interessieren mich persönlich immer besonders: Wie klappt das, wenn Tausende Teilnehmer verschiedenen Alters an drei Tagen für viele Stunden zusammenleben? Von außen betrachtet ziemlich entspannt, aber die Jugendlichen hier wirken auf mich auch ziemlich „brav“ und machen es damit den Erwachsenen auch leicht, sich zurückzuhalten, und das machen sie (jedenfalls abseits des Programms auf der Hauptbühne) dann auch, soweit ich das beobachten kann.

Helfer und Mitarbeiter (Ordner, Essensausgabe, Technik, Sanitäter, Betreuung der Aktionen u.v.m.), viele Teil der Elterngeneration, gibt es Unmengen (etwa 600). Ihre (meist) schwarze Arbeitskluft (mit BUJO-Logo) bzw. gelben Westen sind auf dem Messe-Gelände allgegenwärtig. Sie sorgen freundlich und ruhig dafür, dass alles wie am Schnürchen läuft.

Inspiration – was passt besser zu Pfingsten – für ein Leben als Christ im Alltag gibt’s hier eigentlich überall: in den Predigten, auf den Büchertischen, bei den Ted-Talks (SpeakerCorner), in den Themenwelten, auf dem Marktplatz in der Stadt mit vielen Ideen für gesellschaftliches und kirchliches Engagement. Die Teilnehmer können Seniorenheime besuchen und reinigen Parks von Müll.

Jugend ist natürlich das zentrale „Element“ auf einem BUJU und im guten Sinne allgegenwärtig. Der Appell an die Gemeinden lautet: Lasst die jungen Menschen auch zuhause mal (mehr) machen, die machen das gut!

Kirchentagsgefühl gemischt mit Festival-Stimmung gibt’s bei den fünf „Sessions“ (Zentralveranstaltungen) in Halle 1: jeweils anderthalb Stunden Lobpreis, Gespräche, Musik, Spiele, Predigten und Gebet.

Lobpreis in Deutsch und Englisch, vor allem in den „Sessions“, beim Morgenlob und Lobpreisabend – das gehört einfach zur FeG-DNA.

Auf dem Marktplatz werden eine Vielzahl kreativer Mitmach-Möglichkeiten geboten sowie Klamottenkauf und -tausch, Vorstellung vieler FeG-naher und anderer christlicher Einrichtungen und Projekte, große Auswahl an Büchern rund um das Christsein und vieles mehr.

Englisch scheint die Hauptsprache zu sein, jedenfalls bei den Titeln und Überschriften des Programms („Sessions“, „SpeakerCorner“, „Funpark“, „Gameshow“). Auf der Bühne gibt es von den Berufsjugendlichen ganz viel „nicen stuff“, da wird auch schon mal „richtig einer weggepraised“, und der erste Marathonläufer war ein „random dude“. Ist das „real(ly)“ die heutige Jugendsprache? Die Jugendlichen, die ich kenne, reden (inzwischen) irgendwie anders …

Funpark: Hier können sich alle bei vielen verschiedenen, meist sportlichen Angeboten immer wieder mal so richtig austoben und gern auch (friedlich) „Kräfte messen“ zwischen den harten – Themen des BUJU: Paradox Peace eben.

Treffpunkt von Angebot und Nachfrage: Der „Marktplatz“ auf dem Bundesjugendtreffen. Foto: Christoph Schallert

Nachhaltigkeit ist natürlich auch beim BUJU und der Messe Erfurt angesagt: Pappgeschirr, Holzbesteck, Pfandflaschen, Mülltrennung … – heute ja schon fast Standard und auch für Christen als Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung eigentlich selbstverständlich.

Organisation und Technik sind perfekt: eingespielte Abläufe, gut gemachte, klare Wegweiser und Informationen, professionelle Video- und Audioübertragungen, animierte Videowände und -anzeigen, BUJU-TV, Schwärme von Fotografen und Filmern …

Die fünf Predigten bei den „Sessions“ spannen in lockerer aber sehr konkreter Form den Bogen vom Chaos in der Welt sowie im eigenen Leben zum inneren Frieden bei und mit Gott: „Paradox Peace“ eben.

Qualität als Kriterium kommt manchmal unter Christen etwas zu kurz, wenn man sich in der „Szene“ so umschaut. Beim diesjährigen BUJU ist das anders, äußerlich wie inhaltlich. Die Veranstaltung bietet eine ganz eigene Antwort auf Gottes Qualitätsangebot für die Welt und das eigene Leben.

Respekt für das, was hier Hunderte Freiwillige in jahrelanger Vorbereitung kreativ und mit Liebe zum Detail auf die Beine gestellt und umgesetzt haben (Qualität). Dazu passte auch der respektvolle Umgang miteinander und mit dem Messegelände gut, den ich erlebt habe.

Sechs „SpeakerCorner“ mit jeweils 20minütigen „Ted-Talks“ (Englisch) gibt es zu knapp 40 verschiedenen Themen rund um das Christsein (z. B. Wie erzähle ich Freunden von Jesus? Wie spricht Gott (nicht)?), Gemeinde (z. B. Ausstieg oder Bleiben, wenn es schwierig wird oder nicht passt; Gemeinde und Singles), Lebensstil (z. B. Umgang mit Leistungsdruck; Die eigene Sexualität gut leben), Gesellschaft (z.B. Ukraine-Krieg; Moderne Sklaven) …

Themenwelten gibt’s wie beim letzten BUJU wieder drei („ICH“, „GOTT“ und „WELT“), in die man während der gesamten Zeit eintauchen und ganz für sich und manchmal auch gemeinsam in diesem Dimensionen Anregungen für das eigene Leben bekommen kann.

Unterhaltung wird auch geboten: Konzerte mit den „O’Bros“ und „Jesus loves Electro“, Disco mit „MainCreed“, eine Gameshow und Karaoke.

Musikalische Unterhaltung kam nicht zu kurz: die O’Bros bei ihrem Konzert auf dem BUJU. Foto: FeG Deutschland/BUJU/Taro Kataoka

Verpflegungstechnisch werde ich auf den ersten Blick stark an Taizé erinnert, aber hier gibt’s wenigstens (Holz-)Besteck und deutlich mehr Auswahl und Frische. Massenverpflegung, was auch sonst, die richtig gut war!

Widersprüche: Morgens in der Straßenbahn höre ich, wie drei Teenagerinnen ziemlich laut und fies über eine (vermutlich) Mitschülerin her.ziehen Dann steigen sie mit mir aus und zeigen am Messeeingang fröhlich ihr BUJU-Teilnehmerband. Widerspruch? Nein, normale Menschen eben, keine Heiligen.

X-beliebig ist hier nichts, auch wenn es neben ernsten und existentiellen Themen der Welt und des Lebens auch viel Spaß und Abwechslung gibt (Funpark, Unterhaltung) Der gemeinsame Nenner: als Christen mit allen Dimensionen des Lebens im Frieden Gottes in dieser verrückten Welt leben – Paradox Peace.

Yoga können die Teilnehmer auch machen – jedenfalls sah es so aus, als ich kurz beim Workshop „Tanz (und Glaube)“ vorbeigeschaut habe.

Zusammengefasst: Endlich wieder ein BUJU im gewohnten Großformat, inspirierend und perfekt organisiert, das die Teilnehmer erkennbar mitreißt und geistlich auftankt. Spannend wird der Transfer in den Alltag. Und da können die Gemeinden ganz viel unterstützen – es geht um eure Zukunft!

Auf Wiedersehen beim BUJU 2026!

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