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Gesellschaft

Pandemie und Ukraine-Krieg: Zeitenwende oder Realitätscheck?

20.05.2022

Die IDEA-Mitgliederversammlung am 19. Mai in Wetzlar. Foto: IDEA/Matthias Schmitt
Die IDEA-Mitgliederversammlung am 19. Mai in Wetzlar. Foto: IDEA/Matthias Schmitt

Wetzlar (IDEA) – Der Trägerverein der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA hat sich auf seiner Mitgliederversammlung am 19. Mai in Wetzlar vor dem Hintergrund der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs mit dem Schwerpunktthema „Zeitenwende“ beschäftigt. Drei Mitglieder des IDEA-Trägervereins äußerten sich dazu in Impulsbeiträgen.

Aus Sicht des Volkswirts Hans-Jörg Naumer (Frankfurt am Main) sind der Krieg und die weltweite Pandemie keine Zeitenwende, sondern ein Realitätscheck: „Haben wir denn geglaubt, dass uns dieses Privileg, keinen Krieg auf europäischem Boden zu haben, erhalten bleibt?“

Mit Blick auf die Pandemie sagte Naumer, dass der Tod zum Leben dazugehöre. Die Krise sei ein Weckruf, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Naumer zufolge gibt es vier Megatrends: Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und De-Globalisierung.

Unter Dekarbonisierung versteht man die Abkehr der Energiewirtschaft von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger. Diese 4 „Ds“ werden laut Naumer Wirtschaft, Gesellschaft und Staat in den kommenden Jahren herausfordern.

Die Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten die weltweiten Abhängigkeiten deutlich gemacht und gezeigt, dass es keinen Sinn mache, bestimmte Produkte – etwa Masken – vor allem an einem Ort zu produzieren. Christen seien ferner aufgerufen, das „fünfte D“ – die Entfaltung des Diabolischen – zurückzuweisen. Sie müssten dazu beitragen, dass die Gesellschaft eine Wertegemeinschaft bleibe.

Der Volkswirt Hans-Jörg Naumer. Foto: IDEA/Matthias Schmitt

Pfarrer Reiche: Kyrill liefert den ideologischen Unterbau für den Vernichtungskrieg

Pfarrer Steffen Reiche (Berlin) kritisierte den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill scharf. Er sei ein Fahnenhalter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und liefere den ideologischen Unterbau für den Vernichtungskrieg gegen das ukrainische Brudervolk. Reiche äußerte sich dankbar, dass sich Hunderte orthodoxe Theologen in einer „wunderbaren Erklärung“ des „Orthodox Christian Studies Center“ der Universität Fordham (New York) zu Wort gemeldet haben und darin das Vorgehen Kyrills verurteilten.

In der Erklärung heißt es unter anderem, die Unterzeichner lehnten die Irrlehre von der „Russischen Welt“ und die schändlichen Handlungen der russischen Regierung, die mit Duldung der russisch-orthodoxen Kirche einen Krieg gegen die Ukraine entfesselt habe, „als zutiefst unorthodox, unchristlich und gegen die Menschheit gerichtet ab“.

Bei den Entwicklungen handelt es sich Reiche zufolge um eine Zeitenwende. Der Westen habe sich viel zu lange weggeduckt und den Kriegsverbrecher Putin handeln lassen, etwa bei den Tschetschenien-Kriegen, beim Überfall auf Georgien oder den Angriffen in Syrien: „Wenn Russland jetzt diesen Krieg gewinnen würde, käme es der Wirkung einer politischen Atombombe gleich.“

Reiche ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee in Berlin. Er war Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei der DDR und von 1994 bis 2004 Minister der SPD in Brandenburg.

Publizistin Kelle: Neue Regierung straft uns mit Missachtung

Die Publizistin Birgit Kelle verwies darauf, dass auch die Ausrichtung der neuen Regierung große Auswirkungen auf die traditionelle Familie habe: „Die neue Regierung straft uns mit Missachtung.“ Es seien keine Konzepte erkennbar, die traditionelle Familien entlasteten.

Hingegen sei die Genderpolitik das einzige Themenfeld, bei dem sich alle drei Parteien einig seien. Dass die CDU als „Bremsfaktor“ fehle, zeige sich auch beim Lebensschutz. Sie habe sich beispielweise gegen die Abschaffung des Paragrafen 219 a (Werbeverbot für Abtreibungen) eingesetzt.

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