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Gesellschaft

Pandemie und Psyche: Störungen nahmen teils dramatisch zu

31.08.2022

54 Prozent mehr Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren wurden aufgrund von Essstörungen behandelt. Symbolfoto: pixabay.com
54 Prozent mehr Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren wurden aufgrund von Essstörungen behandelt. Symbolfoto: pixabay.com

Hamburg (IDEA) – Die Corona-Pandemie hat massive gesundheitliche Folgen für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Das geht aus einer am 30. August in Hamburg veröffentlichten repräsentativen Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit für die Jahre 2018 bis 2021 hervor.

So haben Diagnosen wie Depressionen, Ess- und Angststörungen sowie Adipositas (Fettleibigkeit) teilweise dramatisch zugenommen. Vor allem bei Mädchen wurden seelische Erkrankungen verstärkt mit Medikamenten behandelt. Bei Neuerkrankungen stieg die Verordnung von Antidepressiva 2021 im Vergleich zu 2019 um 65 Prozent. Die medikamentöse Behandlung von Essstörungen nahm im Vergleichszeitraum um 75 Prozent zu.

Für die Analyse wurden Daten von 782.000 Kindern und Jugendlichen ausgewertet. Insgesamt gingen die Behandlungszahlen 2021 zwar um fünf Prozent gegenüber der Vor-Corona-Zeit zurück, gleichzeitig stiegen aber einzelne psychische Erkrankungen in bestimmten Altersgruppen deutlich an.

So wurden 54 Prozent mehr Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren aufgrund von Essstörungen behandelt. Bei den 10- bis 14-Jährigen stieg die Neuerkrankungsrate bei Depressionen um 23 Prozent. Während bei Mädchen die Behandlungszahlen deutlich zunahmen, sanken sie bei Jungen. Die Adipositas-Zahlen stiegen bei den Fünf- bis Neunjährigen insgesamt an.

Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie erhielten 14 Prozent mehr Grundschulkinder 2021 die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei Jungen etwas stärker aus als bei Mädchen. Die Analyse ergab, dass Jungen aus sozial schwachen Familien 2021 ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, neu an Adipositas zu erkranken (15–17-Jährige: +62 Prozent gegenüber Jungen mit hohem sozialen Status).

Kinder und Jugendliche brauchen Bewegungsfreiheit

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach (Köln), erklärte, die Corona-Pandemie habe insbesondere bei Kindern und Jugendlichen tiefe Spuren hinterlassen. „Die Bewegungs- und Entwicklungsfreiheit der Mädchen und Jungen in unserem Land darf nicht weiter eingeschränkt werden.“

Die DAK-Gesundheit hält offene Schulen im nächsten Corona-Winter für wichtig. Außerdem müssten haltgebende Alltagsstrukturen aufrechterhalten werden. Dazu zählten Sportvereine und Einrichtungen der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

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